Weg der Erinnerung

Aus History-GO
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Hier entsteht der "Weg der Erinnerung", der über verschiedene Stationen, beginnend am Westfalen-Kolleg, zum Platz der Synagoge führt.

Dieser Weg ist Teil der seit 2014 betriebenen Erinnerungsarbeit des Westfalen-Kollegs und des Projektkurses History GO. Damit möchten wir an das jüdische Leben in Dortmund, besonders in der direkten Nachbarschaft der Schule, vor der NS-Zeit, aber auch in der Zeit der Verfolgung erinnern. So versuchen wir zu erreichen, dass jene jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen nicht vergessen werden, wie es die Zielsetzung der Nationalsozialisten war. Hierbei fokussieren wir uns auf zwei jüdische Familien in der Rheinischen Straße, für deren Stolpersteine das Westfalen-Kolleg die Patenschaft übernommen hat. Vom Westfalen-Kolleg über die letzten freiwilligen Wohnorte der Familien Jordan und Neugarten führt uns der "Weg der Erinnerung" zu dem ehemaligen Standort der alten Synagoge: Dieses Gebäude prägte damals das Stadtzentrum von Dortmund und stand zugleich im Mittelpunkt des jüdischen Lebens dieser Stadt.

Startpunkt: Westfalen-Kolleg Dortmund

Ansicht auf das Westfalen-Kolleg über die Rheinische Straße


Das Westfalen-Kolleg liegt relativ zentral auf der Rheinischen Straße. Die Geschäfte gegenüber der Schule sind heute überwiegend asiatisch geprägt, doch einst lebte dort die Familie Jordan.

Rheinische Straße 56, letzter freiwilliger Wohnort der Familie Jordan

Die Familie Jordan, wohnhaft in der Rheinischen Straße 56, betrieb ein Geschäft für Mode- und Manufakturwaren und Damenputz in der Münsterstraße 41 bis 45.

Auguste Jordan
*1875, deportiert 1942 nach Theresienstadt, ermordet 6.5.1943
Aron Jordan
*1872, "Schutzhaft" 1938 in der Steinwache, deportiert 1942 nach Theresienstadt, ermordet 14.12.1942
Hermann Jordan
*1907, Flucht 1934 nach Palästina
Helga Jordan
*1912, Flucht 1935 nach Palästina


Drov Avner mit seiner Tochter bei der Verlegung der Stolpersteine.

Am Freitag, dem 12.06.2015, hat die Geschichtsfachschaft des Westfalen-Kollegs – gemeinsam mit Dror Avner, dem Urenkel der Eheleute – Stolpersteine für die Eheleute Jordan, die in der Rheinischen Straße 56 (gegenüber dem Kolleg) wohnten, verlegt.¹ Am Freitag, dem 9.11.2018 wurden durch die Studierenden und die Lehrer des Westfalen-Kollegs zwei weitere Gedenksteine für Helga Lilie-Jordan und Hermann Jordan verlegt. Dies geschah für die jährliche Gedenkveranstaltung der Opfer der Reichspogromnacht. Nach der Verlegung gab es eine Veranstaltung in der Cafeteria zum Thema "unfreiwilligen Auswanderung"<ref> https://www.wkdo.info/aktuell-hauptmen-89/1282-stolpersteinverlegung-und-gedenkveranstaltung-zum-9-november </ref.

Ausführliche Berichte über die Verlegung der einzelnen Stolpersteine für die Familie Jordan sind auf der Homepage des Westfalen-Kollegs.

Jüdischer Friedhof

Der Jüdische Friedhof wurde 1815 als Teil des Westentotenhof, aus welchem später der Westpark entstand, gegründet. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der jüdische Friedhof vollständig zerstört. Durch Bebauung des Friedhofgeländes in der Nachkriegszeit ist die Totenruhe der Begrabenen, im Sinne des jüdischen Glaubens, unwiderruflich verloren. 2016 wurde auf einem Teil des ehemaligen Friedhofgeländes ein Denkmal errichtet. Idee und Entwurf für dieses Denkmal stammen von drei ehemaligen Schülern des Reinoldus-Schiller-Gymnasiums.

Das Denkmal am Rande des Westparks
Gedenktafel für den ehemaligen Friedhof

Rheinische Straße 29, letzter freiwilliger Wohnort der Familie Neugarten

Max Neugarten
*1896, deportiert 1943 nach Auschwitz, im selben Jahr dort ermordet
Johanna Neugarten
*1902, deportiert 1943 nach Auschwitz, ermordet 3.3.1943
Friede Stern
*1868, deportiert 1942 nach Theresienstadt, Befreit/Überlebt
Liesel Neugarten
*1933, deportiert 1943 nach Auschwitz, ermordet 3.3.1943
.

Unter dem Motto „Den Vergessenen ihren Namen zurückgeben“ wurden am 11.12.2014 im Auftrag des Westfallen-Kollegs Westfallen-Kollegs vier Stolpersteine vor dem Haus der Rheinischen Straße 29 für die Familie Neugarten verlegt. ³

Platz der alten Synagoge

An dem Ort, an dem heute das Theater Dortmund steht, wurde im Juni 1900 die Synagoge eröffnet. Zu ihrer Zeit war sie eine der größten in ganz Deutschlands. Die Nationalsozialisten zwangen die Jüdische Gemeinde zum Verkauf der Synagoge, im Dezember 1938 war die Demontage komplett. Auf Dortmunder Stadtgebiet gab es zwei weitere repräsentative Synagogen in den Stadtteilen Hörde und Dorstfeld. Beide wurden in der Pogromnacht geschändet und zerstört. 1998 wurde der Theaterplatz umbenannt zum „Platz der Alten Synagoge“.

Ansicht auf das Theater Dortmund am ehemaligen Standort der Synagoge
Zur Erinnerung wurde der Platz nach der Synagoge benannt.
Vogelperspektive auf das Theater



In dem Boden des Theatervorplatzes kann man in den Steinmustern einen Davidstern erkennen. Ob dies von dem Architekten als Andenken an die Synagoge dient, ist nicht bekannt.

Gedenken an die Synagoge

In Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes wurde eine Gedenktafel und ein Gedenkstein am Platz der alten Synagoge errichtet.


Die Gedenktafel ist an einer Mauer in der Nähe des Operneingangs im Jahr 1966 angebracht. Die Tafel besteht aus Bronze und ist 1,32 Meter hoch und 0,82 Meter breit. Entworfen wurde sie von Fritz Kühn, einem Metallbildhauer, welcher bereits bei dem Bau des Theaters beteiligt war.

Der Gedenkstein wurde 1990 gebaut und besteht aus einem Granitblock und Anröchter Sandstein, wobei nur die beiden beschrifteten Seiten geschliffen wurde, da der Stein wie ein verbleibendes Mauerwerk aussehen soll. Gebaut wurde das Mahnmal von dem renommierten Bildhauer Waldemar Otto, welcher in seinem Leben einige Preise für seine Arbeit bekam. Es soll auch an den Architekten Eduard Fürstenau und den von ihm ausgeführten prächtigen Kuppelbau erinnern.

Internetquellen

1. Stolperstein-Verlegung für die Familie Jordan auf der Website des Westfalen-Kollegs Dortmund

2. Ausführlicher Bericht des Westfalen-Kollegs Dortmund über die Stolperstein-Verlegung für die Familie Jordan

3. Stolperstein-Verlegung für die Familie Neugarten auf der Website des Westfalen-Kollegs Dortmund

4. Bericht über die Stolperstein-Pflege im Dortmunder Lokalkompass

Einzelnachweise

[1] https://www.wkdo.info/aktuell-hauptmen-89/718-stolpersteine-fr-eheleute-jordan

[2] https://www.wkdo.info/aktuell-hauptmen-89/1282-stolpersteinverlegung-und-gedenkveranstaltung-zum-9-november

[3] Klaus Hartmann, "Neuer Gedenkstein erinnert an den ehemaligen jüdischen Friedhof im Westpark – Heute Chanukka-Feier am Phoenixsee", Nordstadt Blogger, https://www.nordstadtblogger.de/neuer-gedenkstein-erinnert-an-den-ehemaligen-juedischen-friedhof-im-westpark-heute-chanukka-feier-am-phoenixsee/ , Zugriff 07.03.2023

[4] https://www.wkdo.info/aktuell-hauptmen-89/663-stolpersteine

[5] https://www.dortmund.de/de/freizeit_und_kultur/museen/kior/alle_kunstwerke/detail_514390.html

[6] https://www.nordstadtblogger.de/das-kuenstlerische-mahnmal-fuer-die-alte-synagoge-in-der-city-von-dortmund-wurde-gereinigt-und-restauriert/

Gedruckte Informationen

Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e. V. , Dortmund 1996, Ausgabe 1 "Jüdisches Leben in Dortmund", S32-36 von Hans-Wilhelm Bohrisch. https://historischer-verein-dortmund.de/2021/02/19/ausgabe-1-1996-juedisches-leben-in-dortmund/

Stefan Mühlhofer und Hartwig Kersken in Auftrage des Historischen Vereins für Dortmund , Dortmund 2019, Band 110, "Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark", S 156-159 186-189 230-241