Weg der Erinnerung: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 21. August 2023, 15:19 Uhr

Hier entsteht der "Weg der Erinnerung", der über verschiedene Stationen, beginnend am Westfalen-Kolleg, zum Platz der Synagoge führt.

Dieser Weg ist Teil der seit 2014 betriebenen Erinnerungsarbeit des Westfalen-Kollegs und des Projektkurses History GO. Damit möchten wir an das jüdische Leben in Dortmund, besonders in der direkten Nachbarschaft der Schule, vor der NS-Zeit, aber auch in der Zeit der Verfolgung erinnern. So versuchen wir zu erreichen, dass jene jüdischen Mitbürger und Mitbürgerinnen nicht vergessen werden, wie es die Zielsetzung der Nationalsozialisten war. Hierbei fokussieren wir uns auf zwei jüdische Familien in der Rheinischen Straße, für deren Stolpersteine das Westfalen-Kolleg die Patenschaft übernommen hat. Vom Westfalen-Kolleg über die letzten freiwilligen Wohnorte der Familien Jordan und Neugarten führt uns der "Weg der Erinnerung" zu dem ehemaligen Standort der alten Synagoge: Dieses Gebäude prägte damals das Stadtzentrum von Dortmund und stand zugleich im Mittelpunkt des jüdischen Lebens dieser Stadt.

Ansicht auf das Westfalen-Kolleg über die Rheinische Straße

Startpunkt: Westfalen-Kolleg Dortmund

Das Westfalen-Kolleg liegt relativ zentral auf der Rheinischen Straße. Die Geschäfte gegenüber der Schule sind heute überwiegend asiatisch geprägt, doch einst lebte dort die Familie Jordan.


Weg der Der Erinnerung.


Rheinische Straße 56, letzter freiwilliger Wohnort der Familie Jordan

Die Familie Jordan, wohnhaft in der Rheinischen Straße 56, betrieb ein Geschäft für Mode- und Manufakturwaren und Damenputz in der Münsterstraße 41 bis 45.

Stolpersteine2.jpg
Auguste Jordan
*1875, deportiert 1942 nach Theresienstadt, ermordet 6.5.1943
Aron Jordan
*1872, "Schutzhaft" 1938 in der Steinwache, deportiert 1942 nach Theresienstadt, ermordet 14.12.1942
Hermann Jordan
*1907, Flucht 1934 nach Palästina
Helga Jordan
*1912, Flucht 1935 nach Palästina


Drov Avner mit seiner Tochter bei der Verlegung der Stolpersteine.


Am Freitag, dem 12.06.2015, hat die Geschichtsfachschaft des Westfalen-Kollegs – gemeinsam mit Dror Avner, dem Urenkel der Eheleute – Stolpersteine für die Eheleute Jordan, die in der Rheinischen Straße 56 (gegenüber dem Kolleg) wohnten, verlegt.¹ Am Freitag, dem 9.11.2018 wurden durch die Studierenden und die Lehrer des Westfalen-Kollegs zwei weitere Gedenksteine für Helga Lilie-Jordan und Hermann Jordan verlegt. Dies geschah für die jährliche Gedenkveranstaltung der Opfer der Reichspogromnacht. Nach der Verlegung gab es eine Veranstaltung in der Cafeteria zum Thema "unfreiwilligen Auswanderung"².

Ausführliche Berichte über die Verlegung der einzelnen Stolpersteine für die Familie Jordan sind auf der Homepage des Westfalen-Kollegs.

Jüdischer Friedhof

Nachdem das Niederlassungsverbot für Juden 1808 aufgehoben worden war, entstanden die ersten Anfänge einer jüdischen Gemeinde in Dortmund. Da der nächstgelegene jüdische Friedhof in Dorstfeld zu weit entfernt war, ersuchte die Gemeinde eine Genehmigung für die Einrichtung eines eigenen Friedhofs in der Stadt. Am 22. Juni 1815 schlossen Stadt und Gemeinde einen Vertrag ab, demzufolge die jüdische Gemeinde einen Teil des Westentotenhofes als unwiderrufliche Erbpacht erhielt. Im Jahr 1866 betrug die jüdische Bevölkerung Dortmunds bereits 500 Menschen. Da alte Gräber nach jüdischer Tradition nicht geräumt und neu verwendet werden dürfen, zeichnete sich ein Platzmangel ab, weshalb die Gemeinde 1885 ein Angebot der Stadt annahm, einen separaten Teil des neu eingerichteten Ostfriedhofs zu nutzen. Das Gelände des alten Friedhofs ging zurück in städtische Hände, unter der Bedingung, dass das Land niemals bebaut werden dürfe, zudem sollten die bestehenden Grabsteine nicht entfernt werden. 1892 wurde die Schließung des gesamten Westfriedhofs beschlossen und das Gelände als Grünanlage umgestaltet. Während des zweiten Weltkriegs wurden im Gebiet des ehemaligen Westfriedhofs Bunkeranlagen errichtet. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurden auch die Überreste des jüdischen Friedhofs eingeebnet. Nach dem Krieg nutzte die Stadt das Gelände zunächst als Betriebshof und errichtete dort 1955 ein Schulgelände, welches dort noch heute steht. Im Jahr 2016 wurde auf Initiative von drei ehemaligen Schülern des Reinoldus-Schiller-Gymnasiums ein Denkmal für den geschändeten Friedhof errichtet.


Das Denkmal am Rande des Westparks
Gedenktafel für den ehemaligen Friedhof

Rheinische Straße 29, letzter freiwilliger Wohnort der Familie Neugarten

Max Neugarten
*1896, deportiert 1943 nach Auschwitz, im selben Jahr dort ermordet
Johanna Neugarten
*1902, deportiert 1943 nach Auschwitz, ermordet 3.3.1943
Friede Stern
*1868, deportiert 1942 nach Theresienstadt, Befreit/Überlebt
Liesel Neugarten
*1933, deportiert 1943 nach Auschwitz, ermordet 3.3.1943
Steinverlegung Neugarten.jpg
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Der Wunsch für die Stolpersteine kam von einer Studierenden bei einem Vorbereitungstreffen zu einer Auschwitz Besichtigung. Mithilfe des Historikers Rolf Fischer stoß man so auf die Familie Neugarten. Unter dem Motto „Den Vergessenen ihren Namen zurückgeben“ wurden am 11.12.2014 im Auftrag des Westfallen-Kollegs vier Stolpersteine vor dem Haus der Rheinischen Straße 29 für die Familie Neugarten verlegt.

Nach der Verlegung sprachen Sebastian Seng vom Jugendring und der Bezirksbürgermeister Fridrich Fuß über die Bedeutsamkeit des Erinnerns an stille Helden und Opfer des NS-Terrors. Danach las die ehemalige Studierende Christina Bruch, welche auch an der Studienfahrt nach Auschwitz, teilnahm, eine Todesanzeige der Verwandten Neugartens vor. Diese erschien 1946 in New York.


Platz der alten Synagoge

An dem Ort, an dem heute das Theater Dortmund steht, wurde im Juni 1900 die Synagoge eröffnet. Zu ihrer Zeit war sie eine der größten in ganz Deutschlands. Die Nationalsozialisten zwangen die Jüdische Gemeinde zum Verkauf der Synagoge, im Dezember 1938 war die Demontage komplett. Auf Dortmunder Stadtgebiet gab es zwei weitere repräsentative Synagogen in den Stadtteilen Hörde und Dorstfeld. Beide wurden in der Pogromnacht geschändet und zerstört. 1998 wurde der Theaterplatz umbenannt zum „Platz der Alten Synagoge“.

Ansicht auf das Theater Dortmund am ehemaligen Standort der Synagoge
Zur Erinnerung wurde der Platz nach der Synagoge benannt.
Vogelperspektive auf das Theater



In dem Boden des Theatervorplatzes kann man in den Steinmustern einen Davidstern erkennen. Ob dies von dem Architekten als Andenken an die Synagoge dient, ist nicht bekannt.

Gedenken an die Synagoge

In Erinnerung an die Opfer des Nazi-Regimes wurde eine Gedenktafel und ein Gedenkstein am Platz der alten Synagoge errichtet. Mit der Maus über die Bilder gehen um die Aufschriften zu Lesen.



Die Gedenktafel ist an einer Mauer in der Nähe des Operneingangs im Jahr 1966 angebracht. Die Tafel besteht aus Bronze und ist 1,32 Meter hoch und 0,82 Meter breit. Entworfen wurde sie von Fritz Kühn, einem Metallbildhauer, welcher bereits bei dem Bau des Theaters beteiligt war.

Der Gedenkstein wurde 1990 gebaut und besteht aus einem Granitblock und Anröchter Sandstein, wobei nur die beiden beschrifteten Seiten geschliffen wurde, da der Stein wie ein verbleibendes Mauerwerk aussehen soll. Gebaut wurde das Mahnmal von dem renommierten Bildhauer Waldemar Otto, welcher in seinem Leben einige Preise für seine Arbeit bekam. Es soll auch an den Architekten Eduard Fürstenau und den von ihm ausgeführten prächtigen Kuppelbau erinnern.

Internetquellen

1. Stolperstein-Verlegung für die Familie Jordan auf der Website des Westfalen-Kollegs Dortmund

2. Ausführlicher Bericht des Westfalen-Kollegs Dortmund über die Stolperstein-Verlegung für die Familie Jordan

3. Stolperstein-Verlegung für die Familie Neugarten auf der Website des Westfalen-Kollegs Dortmund

4. Bericht über die Stolperstein-Pflege im Dortmunder Lokalkompass

Einzelnachweise

[1] https://www.wkdo.info/aktuell-hauptmen-89/718-stolpersteine-fr-eheleute-jordan

[2] https://www.wkdo.info/aktuell-hauptmen-89/1282-stolpersteinverlegung-und-gedenkveranstaltung-zum-9-november

[3] Klaus Hartmann, "Neuer Gedenkstein erinnert an den ehemaligen jüdischen Friedhof im Westpark – Heute Chanukka-Feier am Phoenixsee", Nordstadt Blogger, https://www.nordstadtblogger.de/neuer-gedenkstein-erinnert-an-den-ehemaligen-juedischen-friedhof-im-westpark-heute-chanukka-feier-am-phoenixsee/ , Zugriff 07.03.2023

[4] https://www.wkdo.info/aktuell-hauptmen-89/663-stolpersteine

[5] https://www.dortmund.de/de/freizeit_und_kultur/museen/kior/alle_kunstwerke/detail_514390.html

[6] https://www.nordstadtblogger.de/das-kuenstlerische-mahnmal-fuer-die-alte-synagoge-in-der-city-von-dortmund-wurde-gereinigt-und-restauriert/

Gedruckte Informationen

Hans-Wilhelm Bohrisch, Jüdische Friedhöfe, Denkmale und Gedenktafeln. Zur Erinnerung an das Schicksal der jüdischen Bevölkerung in Dortmund, in: Heimat Dortmund, Ausgabe 1, 1996, "Jüdisches Leben in Dortmund", S. 32-36. https://historischer-verein-dortmund.de/2021/02/19/ausgabe-1-1996-juedisches-leben-in-dortmund/

Herman Josef Bausch, Der Westpark in Dortmund: Historischer Friedhof und "Grüne Lunge", in: Stefan Mühlhofer / Hartwig Kersken (Hg.),"Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark", Band 110, Dortmund 2019, S. 117-300.