Frieda Stern: Unterschied zwischen den Versionen

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Vor Kriegsbeginn lebte sie zusammen mit ihrem Ehemann Max Stern (Geburtsdaten ungeklärt, verstorben vor 1938) und den beiden gemeinsamen Töchtern Margaret Stern ("Grete"; * 19.10.1900, † 04.04.1993 in Los Angeles<span id="grete"></span>[[#Einzelnachweise|²]]) und Johanna Stern ("Hanna"; * 18.02.1902, † 03.03.1943 im KZ Ausschwitz) in der Rheinischen Straße 29 in Dortmund. Gemeinsam führte das Ehepaar dort ein Geschäft für Herrenartikel. In einem Adressverzeichnis von 1927 sind sie als "Stern, Kaufmann und Stern, Prokuristin" verzeichnet.  
 
Vor Kriegsbeginn lebte sie zusammen mit ihrem Ehemann Max Stern (Geburtsdaten ungeklärt, verstorben vor 1938) und den beiden gemeinsamen Töchtern Margaret Stern ("Grete"; * 19.10.1900, † 04.04.1993 in Los Angeles<span id="grete"></span>[[#Einzelnachweise|²]]) und Johanna Stern ("Hanna"; * 18.02.1902, † 03.03.1943 im KZ Ausschwitz) in der Rheinischen Straße 29 in Dortmund. Gemeinsam führte das Ehepaar dort ein Geschäft für Herrenartikel. In einem Adressverzeichnis von 1927 sind sie als "Stern, Kaufmann und Stern, Prokuristin" verzeichnet.  
  
Nach der Hochzeit der Tochter Johanna am 14. Februar 1933 zog auch deren Ehemann Max dort ein. Über die Eheleute [[Johanna Stern]] und [[Max Neugarten]] sowie deren Tochter bzw. Frieda und Max Sterns Enkelkind [[Liesel Neugarten]] finden sich weitere Informationen in den gesonderten Artikeln.
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Nach der Hochzeit der Tochter Johanna am 14. Februar 1933 zog auch deren Ehemann Max dort ein. Über die Eheleute [[Johanna Stern]] und [[Max Neugarten]] sowie deren Tochter bzw. Frieda und Max Sterns Enkelkind [[Liesel Neugarten]] finden sich weitere Informationen in den gesonderten Artikeln. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Familie werden im Schaubild [[Stammbaum der Familie Neugarten]] grafisch dargestellt.
  
 
Der Geschäftsboykott ab 1. April 1933 unter dem Motto "Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!" hatte zunächst keine große Auswirkung auf das Kaufverhalten der Bevölkerung, trotzdem fand keine aktive Solidarisierung mit jüdischen Kaufleuten statt. Ziel der NS-Behörden war es, die Aufgabe oder den Verkauf der jüdischen Geschäfte zu Schleuderpreisen zu erzwingen. Da über 60 Prozent der jüdischen Erwerbstätigen im Handel tätig waren, richtete diese Maßnahme bei den Betroffenen einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden an. Bis Mitte 1938 wurden so 70 Prozent der jüdischen Einzelhändler verdrängt.<span id="handel"></span>[[#Einzelnachweise|³]]
 
Der Geschäftsboykott ab 1. April 1933 unter dem Motto "Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!" hatte zunächst keine große Auswirkung auf das Kaufverhalten der Bevölkerung, trotzdem fand keine aktive Solidarisierung mit jüdischen Kaufleuten statt. Ziel der NS-Behörden war es, die Aufgabe oder den Verkauf der jüdischen Geschäfte zu Schleuderpreisen zu erzwingen. Da über 60 Prozent der jüdischen Erwerbstätigen im Handel tätig waren, richtete diese Maßnahme bei den Betroffenen einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden an. Bis Mitte 1938 wurden so 70 Prozent der jüdischen Einzelhändler verdrängt.<span id="handel"></span>[[#Einzelnachweise|³]]
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Konkret wurde über die Organisation der Kontakt zu Frieda Sterns Schwester Emilie Horwitz in Chicago und zu Edwin Wissbrun, einem Cousin von Frieda Stern, in El Paso gesucht. Emilie Horwitz gesundheitlicher Zustand ließ die Übernahme einer Bürgschaft vermutlich nicht zu. Dennoch erklärt sich Edwin Wissbrun dazu bereit, für die schutzsuchende Familie zu bürgen und übermittelte seine Anschrift, um Briefkontakt zu ermöglichen. Weshalb es schlussendlich trotz dieser in Aussicht gestellten Hilfe nicht zu einer Emigration von Frieda Stern und Familie Neugarten kam, ist unklar. Weitere erschwerende Faktoren waren gewiss die überforderte amerikanische Verwaltung und die von den Nationalsozialisten erhobene Reichsfluchtsteuer, die darauf abzielte vor allem flüchtende Menschen jüdischen Glaubens auszuplündern.
 
Konkret wurde über die Organisation der Kontakt zu Frieda Sterns Schwester Emilie Horwitz in Chicago und zu Edwin Wissbrun, einem Cousin von Frieda Stern, in El Paso gesucht. Emilie Horwitz gesundheitlicher Zustand ließ die Übernahme einer Bürgschaft vermutlich nicht zu. Dennoch erklärt sich Edwin Wissbrun dazu bereit, für die schutzsuchende Familie zu bürgen und übermittelte seine Anschrift, um Briefkontakt zu ermöglichen. Weshalb es schlussendlich trotz dieser in Aussicht gestellten Hilfe nicht zu einer Emigration von Frieda Stern und Familie Neugarten kam, ist unklar. Weitere erschwerende Faktoren waren gewiss die überforderte amerikanische Verwaltung und die von den Nationalsozialisten erhobene Reichsfluchtsteuer, die darauf abzielte vor allem flüchtende Menschen jüdischen Glaubens auszuplündern.
 
::siehe dazu auch: [[Stammbaum der Familie Neugarten]]
 
  
 
==Kriegszeit==
 
==Kriegszeit==

Version vom 6. Februar 2023, 18:44 Uhr

Lebensweg

Stolperstein an der Rheinischen Straße 29

Frieda Stern (geborene Horwitz) wurde am 09.12.1868 in Levern, Nordrhein-Westfalen als Tochter von Henriette (geborene Wissbrun; * 20.04.1836, † 02.07.1908) und Simon Horwitz (* 03.02.1833, † 26.02.190?) geboren und wuchs mit ihrer Schwester Emilie auf.

Die kleine jüdische Gemeinde der Stadt Levern umfasste zu dieser Zeit circa 50 Menschen und erreichte 1880 ihren dokumentierten Höchststand mit 60 Angehörigen aus neun Familien, die im Vieh- und Kleinhandel tätig waren und deren finanzielle Verhältnisse von ärmlich bis wohlhabend stark variierten. In den 1870er Jahren wurde mithilfe von Kollekten aus umliegenden Bezirken eine Synagoge in Form eines eher unauffälligen Fachwerkhauses errichtet, in dem ein Betraum sowie eine Lehrerwohnung Platz fanden. Es ist davon auszugehen, dass Frieda Stern die von 1854 bis 1921 existierende jüdische Elementarschule besuchte, deren Unterricht ab 1873 in der neuen Synagoge stattfand.¹

Eintrag im Adressverzeichnis

Vor Kriegsbeginn lebte sie zusammen mit ihrem Ehemann Max Stern (Geburtsdaten ungeklärt, verstorben vor 1938) und den beiden gemeinsamen Töchtern Margaret Stern ("Grete"; * 19.10.1900, † 04.04.1993 in Los Angeles²) und Johanna Stern ("Hanna"; * 18.02.1902, † 03.03.1943 im KZ Ausschwitz) in der Rheinischen Straße 29 in Dortmund. Gemeinsam führte das Ehepaar dort ein Geschäft für Herrenartikel. In einem Adressverzeichnis von 1927 sind sie als "Stern, Kaufmann und Stern, Prokuristin" verzeichnet.

Nach der Hochzeit der Tochter Johanna am 14. Februar 1933 zog auch deren Ehemann Max dort ein. Über die Eheleute Johanna Stern und Max Neugarten sowie deren Tochter bzw. Frieda und Max Sterns Enkelkind Liesel Neugarten finden sich weitere Informationen in den gesonderten Artikeln. Die Verwandtschaftsverhältnisse der Familie werden im Schaubild Stammbaum der Familie Neugarten grafisch dargestellt.

Der Geschäftsboykott ab 1. April 1933 unter dem Motto "Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden!" hatte zunächst keine große Auswirkung auf das Kaufverhalten der Bevölkerung, trotzdem fand keine aktive Solidarisierung mit jüdischen Kaufleuten statt. Ziel der NS-Behörden war es, die Aufgabe oder den Verkauf der jüdischen Geschäfte zu Schleuderpreisen zu erzwingen. Da über 60 Prozent der jüdischen Erwerbstätigen im Handel tätig waren, richtete diese Maßnahme bei den Betroffenen einen beträchtlichen wirtschaftlichen Schaden an. Bis Mitte 1938 wurden so 70 Prozent der jüdischen Einzelhändler verdrängt.³

Im Mai des Jahres 1938 versuchte die zu diesem Zeitpunkt 69-Jährige zusammen mit der Familie ihrer Tochter Johanna, eine Emigration in die USA vorzubereiten. Dies geht aus einem Brief ihres Schwiegersohns Max Neugarten an das National Council of Jewish Women hervor. Überliefert ist dieses Dokument dank der Sachbearbeiterin Fannie Hutman Zlabovsky. In diesem Schreiben suchte die Familie Hilfe für die geplante Flucht, insbesondere benötigte sie ein Affidavit (hierzu mehr im Artikel Dortmunder Juden im Exil). Diese beglaubigte Bürgschaftserklärung, die häufig von Familienangehörigen ausgestellt wurde, hätte die Einreise in die USA ermöglicht.

Konkret wurde über die Organisation der Kontakt zu Frieda Sterns Schwester Emilie Horwitz in Chicago und zu Edwin Wissbrun, einem Cousin von Frieda Stern, in El Paso gesucht. Emilie Horwitz gesundheitlicher Zustand ließ die Übernahme einer Bürgschaft vermutlich nicht zu. Dennoch erklärt sich Edwin Wissbrun dazu bereit, für die schutzsuchende Familie zu bürgen und übermittelte seine Anschrift, um Briefkontakt zu ermöglichen. Weshalb es schlussendlich trotz dieser in Aussicht gestellten Hilfe nicht zu einer Emigration von Frieda Stern und Familie Neugarten kam, ist unklar. Weitere erschwerende Faktoren waren gewiss die überforderte amerikanische Verwaltung und die von den Nationalsozialisten erhobene Reichsfluchtsteuer, die darauf abzielte vor allem flüchtende Menschen jüdischen Glaubens auszuplündern.

Kriegszeit

Gedenktafel an der Stelle der damaligen Sammelstelle "Zur Börse", heutige Musikschule

Im Jahr 1942 wird Frieda Stern zusammen mit ihrer Familie in ein sogenanntes "Judenhaus" in der Steinstraße 14 in Dortmund zwangsumgesiedelt. Ihr Ehemann Max Stern war zu dieser Zeit bereits verstorben und ihre Schwester Emilie nach Hamburg umgezogen.

Judenhäuser stammten aus jüdischen Privatbesitz und wurden von den Nationalsozialisten als Sammelunterkunft für zahlreiche jüdische Familien und Einzelpersonen aus verschiedenen nicht-jüdischen Häusern missbraucht. Die Wohnbedingungen waren notdürftig, da möglichst viele Menschen auf engstem Raum untergebracht wurden. Die Häuser wurden auffällig mit einem gelben Stern markiert und durften nicht verschlossen werden, um der "Gestapo" (Geheime Staatspolizei) jederzeit ohne Weiteres zugänglich zu sein. Außerdem sollte die ansässige Bevölkerung durch diese Markierung aufmerksam gemacht und zur Überwachung angehalten werden. Diese Maßnahmen bezweckten, den Lebensraum für jüdische Menschen zu begrenzen und Wohnraum für die, als solche deklarierte, deutsche Volksgemeinschaft zu schaffen. Bestehende jüdische Strukturen wurden auf diese Weise zerrissen und gezielte Diskriminierung weiter gefördert.

Die konzentrierte Art der Unterbringung bildete außerdem das logistische Fundament für die geplante Deportation und Vernichtung. Das Haus in der Steinstraße befand sich in unmittelbarer Nähe zum Dortmunder Hauptbahnhof und der Sammelstelle "Zur Börse" in der Steinstraße 35. Diese ehemalige Gastwirtschaft mit anliegendem Festsaal diente aufgrund des geräumigen Saales und der Nähe zum Hauptbahnhof als Sammelstelle für Deportationen. Hierzu wurden auch die umliegenden Flächen, Scheunen und Ställe des Viehmarktes genutzt. Diese Infrastruktur war daher ideal für die Logistik der perfiden Vernichtungspläne der Nationalsozialisten.

Deportation

Frieda Stern wurde am 29. Juli 1942 nach Theresienstadt* deportiert. Die Deportation erfolgte in drei Etappen:

1. Station: Vom Judenhaus in der Steinstraße wurde Frieda Stern zur Sammelstelle "Zur Börse" in der Steinstraße 35 gebracht. Hier mussten die Gefangenen in den unwürdigen Unterbringungen der ehemaligen Gastwirtschaft und des Viehmarktes bis zu vier Tage lang die Gewalt der SA (Sturmabteilung), die als Wachpersonal eingesetzt war, aushalten.

Die Situation im Inneren des Sammellagers wird von der Zeitzeugin Liselotte Fohrmann aus Witten wie folgt beschrieben:

 „In dem großen Saal, da lagen die Leute und haben geweint und gejammert. (...) Da waren die Viehställe und da gab es zwischendurch noch einen Luftangriff. (...) Da lagen die Leute auf Stroh.“

 Quelle: Kliner-Lintzen/Pape, "...vergessen kann man das nicht". Wittener Juden und Jüdinnen unter dem Nationalsozialismus. Gedenkbuch., 1991
Erzwungener Marsch von Juden und Jüdinnen aus dem Regierungsbezirk Dortmund. Quelle: Rolf Fischer

2. Station: Von der Sammelstelle "Zur Börse" wurden die Gefangenen gezwungen zur Abfahrtstation am Güterbahnhof Dortmund-Süd zu marschieren und dort um 13:30 Uhr in einem sogenannten "Personenzug 3. Klasse" verschickt. Der Zug in dem sich Frieda Stern befand ist mit folgenden Kennzeichen dokumentiert:

Deportationsnummer im Transport: 216
Transport: X/1
Zug: DA7

Ein Großteil der Deportierten dieses Transports befindet sich in Frieda Sterns Alter. In diesem Zug befanden sich auch Aaron und Auguste Jordan.

3. Station: Nach mehr als 20 Stunden Fahrt mit Zwischenstationen in Kassel und Dresden erreichte der Transport am 30. Juli 1942 Bauschowitz (Bohusovice) in der damaligen Tschechoslowakei. Die kleine Stadt liegt in Grenznähe im Nordwesten des Landes. Dort wurden die meist alten und gebrechlichen Gefangenen vom KZ-Wachpersonal der SS (Schutzstaffel) aus den Waggons herausgeprügelt und traten einen Fußmarsch zur drei Kilometer entfernten Theresienstadt (Terezín) an.

Lebensbedingungen in Theresienstadt

Aus einem amtlichen Schreiben der Staatspolizeistelle Dortmund vom 17. Juli 1942 geht für die Deportierten nach Theresienstadt folgende Verfügung hervor, die auch für Frieda Stern galt:

 "Die Juden dürfen mitnehmen: 
 1. 50,- RM in Reichsbanknoten,
 2. 1 Koffer oder Rucksack mit Bekleidungs- und Wäschestücken, Bettzeug mit Decken und Matratzen (keine Federbetten)
 3. Haushaltsgegenstände und Werkzeuge, Eimer, Töpfe, Essgeschirre, Reinigungsgegenstände, Nähmaschinen usw.
 4. Lebensmittel, soweit die Juden noch Vorräte besitzen.“

 Quelle: Rolf Fischer, Verfolgung und Vernichtung - Die Dortmunder Opfer der Shoah, S.231-232
Ghettoplan von Theresienstadt. Markiert ist Block DIII, in dem die Dortmunder nach ihrer Ankunft untergebracht wurden. Quelle: Rolf Fischer

Über 25.000 Häftlinge kommen in Theresienstadt im Juli 1942 an. Im September 1942 erreicht Theresienstadt mit über 58.000 Insassen den dokumentierten Höchststand.

Theresienstadt diente als Sammel- und Durchgangslager zur Deportation in die Vernichtungslager Osteuropas. Die Verwaltung geschah zwangsweise durch einen jüdischen Ältestenrat, der sich neben den aufgezwungenen Aufgaben durch die Nationalsozialisten unter anderem um die Schaffung pädagogischer und kultureller Angebote bemühte. Theresienstadt wurde wegen der vielen prominenten Häftlinge als „Vorzeigeghetto“ für die Propaganda der Nationalsozialisten benutzt, obwohl die Gefangenen dort tatsächlich unter menschenunwürdigen Verhältnissen lebten. Die Inhaftierten mussten sich von fettarmen, nicht nahrhaften Lebensmitteln ernähren. Pro Tag nahmen sie nicht mehr als 400 bis 600 Kalorien zu sich. Zusatzrationen standen nur den Arbeitsfähigen zu. So gehörte Unterernährung zur Lebensrealität und traf besonders die zahlreichen alten und kranken Menschen, die zudem bei der ungerechten Essensausgabe von ihren Mithäftlingen oft übergangen wurden. Zu dieser Personengruppe zählte auch die zu diesem Zeitpunkt 74-jährige Frieda Stern.

Durchschnittlich hatte eine Person in Theresienstadt nicht mehr als 1,6 Quadratmeter Platz zur Verfügung. Das Zusammenleben auf engstem Raum ohne Privatsphäre beeinträchtigte nicht nur den sozialen Umgang, sondern begünstigte zusätzlich die Verbreitung ansteckender Krankheiten unter den Häftlingen. Der ebenfalls in Theresienstadt inhaftierte Zeitzeuge und Soziologe H. G. Adler erinnert sich:

 "Es gab oft keine Waschmöglichkeiten, schlechte Gemeinschaftsklos, fehlende Abfallentsorgung, Stockbetten, wenig Stauraum, daraus resultierten Probleme  mit Wanzen, Fliegen, Ratten; zu der Standardausrüstung in einem von vielen Menschen bewohnten Raum gehörte: Bett, Eisenofen, manchmal, aber eher selten, ein Tisch mit Sitzmöglichkeiten, Nägel zum Aufhängen, Besen, Schaufel und Abfallkiste; die Beleuchtung war rationiert.“

 Quelle: Augenzeugenbericht des inhaftierten Soziologen H. G. Adler
 https://www.jmberlin.de/fritta/de/gedraenge.php
 https://www.jmberlin.de/fritta/bilder/gedraenge/86-sammelunterkunft.jpg
 Bedřich Fritta, Sammelunterkunft, 1943
 Tusche, Feder, 28,7 x 37,7 cm
 © Dauerleihgabe von Thomas Fritta-Haas, Foto: Jens Ziehe

Rückkehr und Tod

Befreiung Theresienstadt

Kurz vor Kriegsende bewirkte das Rote Kreuz in Verhandlungen mit der SS die Ausreise der meisten Gefangenen und übernahm das Lager. Nach Kriegsende wurde Theresienstadt an die Rote Armee übergeben.

 „Theresienstadt war als Ghetto eine Station der 'Endlösung der Judenfrage' und es hatte außerdem die Funktion die Welt über die Absichten des Nationalsozialismus zu täuschen.“
 Definition nach Historiker Wolfgang Benz (Benz, S.11)

Über 155.000 Juden und Jüdinnen wurden insgesamt nach Theresienstadt deportiert. Von ihnen stammten circa 16.000 aus Deutschland. Tausende weitere wurden aus Dänemark, Tschechien, Österreich und den Niederlanden verschleppt. Es gab in Theresienstadt über 35.000 Tote und etwa 88.000 Menschen wurden von dort aus in die Vernichtungslager transportiert.

"Ein ewiges Sehnen
Ein Meer von Tränen
Und niemals Satt
Das war Theresienstadt."
Johanna Stern

Rückkehr

Erinnerungen Frieda Stern.png

Frieda Stern kehrt in einem Bus der Stadt zurück in ein zerstörtes Dortmund. Sie stirbt vier Monate später aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen in Theresienstadt* am 16. November 1945.

Situation der Juden in Dortmund

siehe dazu: Nachkriegszeit für Juden und Jüdinnen in Dortmund

Einzelnachweise

[1] https://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/k-l/1191-levern-nordrhein-westfalen

[2] https://www.geni.com/people/Margarete-Marcus/6000000157509725834

[3] https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/7687/1933-1945-verdraengung-und-vernichtung/

[4] https://juedisches-dortmund.de/neugarten-rheinische-str/

[5] https://juedisches-dortmund.de/das-judenhaus-der-familie-schanzer/

[6] https://juedisches-dortmund.de/boerse/

[7] https://www.yadvashem.org/de/holocaust/about/ghettos/theresienstadt.html

[8] https://www.bpb.de/themen/europaeische-geschichte/geschichte-im-fluss/183510/theresienstadt-sucht-seine-zukunft/