Boykott Jüdischer Geschäfte: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Werbung fuer Kleidung.jpg|400px|thumb|center|Werbeanzeige, abgedruckt in: Zeitungszeugen Nr. 42 von 2009 (nachgedruckte Sammeledition aus NS-Zeitungen) zum Thema "Arisierung - November 1938: Die wirtschaftliche Vernichtung der jüdischen Bevölkerung"
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[[Datei:Werbung fuer Kleidung.jpg|400px|thumb|center|<div style="background:#FFFFCD">Werbeanzeige, abgedruckt in: Zeitungszeugen Nr. 42 von 2009 (nachgedruckte Sammeledition aus NS-Zeitungen) zum Thema "Arisierung - November 1938: Die wirtschaftliche Vernichtung der jüdischen Bevölkerung"
 
<br>Nachzeichnung von [http://www.kunst.uscho.de'''Udo Schotten'''], 2023  
 
<br>Nachzeichnung von [http://www.kunst.uscho.de'''Udo Schotten'''], 2023  
<br>Hinweis: Die Überschrift ist in Sütterlin und lautet "Die Frau muß wissen".]]
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<br>Hinweis: Die Überschrift ist in [https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCtterlinschrift Sütterlin] und lautet "Die Frau muß wissen".</div>]]
  
  

Version vom 11. Dezember 2023, 17:05 Uhr

Die unterschiedlichen Farben bei den Bildern und Texten stehen für die historischen und fiktiven Quellen.
Ein gelb hinterlegter Hintergrund steht für eine fiktive oder nachgeschöpfte Quelle.
Ein weiß hinterlegter Hintergrund steht für eine historische Quelle.

Die erste große Boykott-Aktion

Westfälische Landeszeitung, vom 31.Juli 1935

Am 1. April 1933 wurde die erste große Boykott-Aktion gegen die jüdischen Geschäfte und Freiberufler durchgeführt. Die Nationalsozialisten erklärten den Boykott als Racheakt dafür, dass deutsche Juden angeblich weltweit Falschmeldungen über das ‚neue‘ Deutschland verbreitet hätten.

Davidsterne wurden an Hauseingängen und über Geschäften angebracht; daneben waren antisemitische Parolen zu lesen. Außerdem kam es in ganz Deutschland zu Gewalt gegen Juden. Des Weiteren wurde das Eigentum von Juden und Jüdinnen zerstört.

Westfälische Landeszeitung vom 30.Juli 1935
Bilderunterschrift: Seht sie Euch an: Sie (X) kauften im Saison-Schluß-Verkauf beim Juden Kaufmann, Westenhellweg - Fortsetzung folgt!

Die landesweite Boykott-Aktion, die nur einen Tag andauerte, ignorierten viele Deutsche und kauften trotzdem weiter in den jüdischen Läden ein. Nach dem Schlag gegen die jüdischen Wirtschaftsinteressen folgte eine weitere nationale Kampagne gegen die Juden von der NSDAP: Neue Gesetze schlossen Juden vom Staatsdienst und vielen Berufen aus.

Boykott-Aktionen in Dortmund

Verschiedenste Boykott Aktionen fanden in ganz Deutschland über mehrere Jahre statt. Auch in Dortmund kommt es zu einer Vielzahl von Aktionen gegen die jüdische Bevölkerung. So wurden im April 1934 Bronzeplatten von Gräbern auf einem jüdischen Friedhof gestohlen. Ende September 1935 gingen mehrere SS- Angehörige in die Wohnung des staatenlosen Juden Pinkus Medaljon. Sie zogen ihn unter Gewaltanwendung aus der Wohnung und zerrten ihn unter lauter Beleidigungen sowie körperlichen Misshandlungen durch die Straßen Dortmund-Martens. Er wurde anschließend schwerverletzt in ein Krankenhaus gebracht.

Zahlreiche weitere Vorkommnisse wurden vor und nach dem Erlass der Nürnberger Gesetze gemeldet. Mehrfach wurde von judenfeindlichen Demonstrationen berichtet. Anfang August 1935 wurden Zivilpersonen vor jüdischen Geschäften in Höhe der Geschäfte „Back und Rosenthal“ in Dortmund- Hörde fotografiert. Am 13. August 1935 berichtete die damalige „Westfälische Landeszeitung – Rote Erde“, dass Passanten auf der Rheinischen Straße und dem Westenhellweg in Dortmund Zettel auf den Rücken geklebt worden waren, auf denen stand „Ich bin ein Volksverräter, habe soeben beim Juden eingekauft“ .

Im Sommerschlussverkauf 1935 wurde beispielshalber die Kundschaft des Kaufhauses Gebrüder Kaufmann eingeschüchtert. Am 29. Juli wurden Kunden angesprochen und beim Einkauf fotografiert. Die Fotos erschienen in der „Westfälische Landeszeitung – Rote Erde“. Dadurch wurde eine Vielzahl von Kunden öffentlich bloßgestellt und gedemütigt. Dieses Vorgehen ging bis zum Ende des Geschäftstages. Am folgenden Tag wurden die Aktionen immer auffälliger und der Verkauf in dem Kaufhaus kam beinahe zum Erliegen. Durch die Boykottaktion mussten die Geschäftsführer der Gebrüder Kaufmann AG 70 von 180 Mitarbeiter entlassen. Ein Großteil der Bevölkerung beteiligte sich nicht an den brutalen Übergriffen im Rahmen der Boykottaktionen, trotzdem richteten die Boykotte ein großen Schaden an.

'Frauen, kauft arisch!' - Beispiele für Medien zur Verbreitung des Antisemitismus

Westfälische Landeszeitung vom 23. April 1934 Seite 5 oben Links geschrieben von Paul

Werbeanzeige, abgedruckt in: Zeitungszeugen Nr. 42 von 2009 (nachgedruckte Sammeledition aus NS-Zeitungen) zum Thema "Arisierung - November 1938: Die wirtschaftliche Vernichtung der jüdischen Bevölkerung"
Nachzeichnung von Udo Schotten, 2023
Hinweis: Die Überschrift ist in Sütterlin und lautet "Die Frau muß wissen".


"Kauf in einem jüdischen Geschäft ist Scheidungsgrund. Eine Ehefrau hatte trotz ausdrücklichen Verbotes ihres Mannes wiederholt in jüdischen Geschäften eingekauft. Der Ehemann reichte die Scheidungsklage ein und machte geltend, es sei deswegen zwischen ihm und seiner Frau zu schweren Auseinandersetzungen gekommen. Seine Ehe sei dadurch so zerrüttet, dass er eine richtige eheliche Gemeinschaft mit der Frau nicht mehr führen könne. Die Ehe wurde aus alleinigem Verschulden der Ehefrau geschieden." (Elmshorner Nachrichten 15.10.1938)

Weiterführende Literatur, Internetseiten und Belege

Internetseiten

Bundeszentrale für Politische Bildung: Projekt zur Familie Chotzen https://www.chotzen.de/bibliothek/glossar/nuernberger-rassengesetze

Burkhard Asmuss Lebendiges Museum Online (Deutsches Historisches Museum Berlin) "Der "Geschäftsboykott" am 1. April 1933"https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung-und-verfolgung/geschaeftsboykott-1933.html 23. Juni 2015

Von Ulrich Baringhorst und Andrea Böhnke "Die Nürnberger Gesetze" https://www.planet-wissen.de/geschichte/nationalsozialismus/nationalsozialistische_rassenlehre/pwiedienuernbergergesetze100.html Erstveröffentlichung 2003. Letzte Aktualisierung 04.06.2020

Zeitungsportal NRW. Ein vom Land NRW gefördertes Projekt, zur Veröffentlichung von Zeitungen aus den Jahren 1801-1945 https://zeitpunkt.nrw/

Gedruckte Informationen

Ulrich Knipping, Die Geschichte der Juden in Dortmund während der Zeit des Dritten Reiches, Dortmund 1977.
Harald Kirschninck, Nordseebad Norderney ist judenfrei: Die Geschichte der Juden von Norderney von der Niederlassung bis zur Deportation, Books on Demand. Kindle-Version.