Jüdische Volksschule Dortmund: Unterschied zwischen den Versionen

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Die jüdische Volksschule in Dortmund ist aus einer privaten jüdischen Elementarschule hervorgegangen. 1858 wurde sie in eine öffentliche jüdische Elementarschule umgewidmet. 1889 bezog die Schule ein neuerrichtetes Gebäude in der Kampstraße. Zu Beginn des Schuljahres 1910 gehörte sie unter dem Rektor Heymann mit 220 Schülern und fünf Lehrkräften zu den größten öffentlichen israelitischen Volksschulen Preußens. Seit 1930 befand sie sich in der Lindenstraße 51a. Am 1. Februar 1933 wurde Wilhelm Buchheim zum Rektor der Dortmunder städtischen jüdischen Volksschule berufen. Das Schulkollegium bestand zu diesem Zeitpunkt aus Meier Andorn, Samuel Friedmann, Simon Grünewald, Helma Schanzer, Alice Schanzer, Siegmund Nussbaum [[#Literatur|<span id="Nussbaum">²</span>]] , David Stern und Wilhelm Buchheim.  
 
Die jüdische Volksschule in Dortmund ist aus einer privaten jüdischen Elementarschule hervorgegangen. 1858 wurde sie in eine öffentliche jüdische Elementarschule umgewidmet. 1889 bezog die Schule ein neuerrichtetes Gebäude in der Kampstraße. Zu Beginn des Schuljahres 1910 gehörte sie unter dem Rektor Heymann mit 220 Schülern und fünf Lehrkräften zu den größten öffentlichen israelitischen Volksschulen Preußens. Seit 1930 befand sie sich in der Lindenstraße 51a. Am 1. Februar 1933 wurde Wilhelm Buchheim zum Rektor der Dortmunder städtischen jüdischen Volksschule berufen. Das Schulkollegium bestand zu diesem Zeitpunkt aus Meier Andorn, Samuel Friedmann, Simon Grünewald, Helma Schanzer, Alice Schanzer, Siegmund Nussbaum [[#Literatur|<span id="Nussbaum">²</span>]] , David Stern und Wilhelm Buchheim.  
 
Einschüchterungs- und Terrormaßnahmen veranlassten Buchheim 1939 nach Großbritannien zu emigrieren; auch David Stern gelang die Ausreise. Die Leitung der jüdischen Volksschule in Dortmund wurde Siegmund Nussbaum übertragen. Am 27. April 1942 wurde er zusammen mit seiner Familie sowie Simon Grünewald, Helma und Alice Schanzer in das Ghetto Zamość bei Lublin deportiert und in Belzec ermordet. Meier Andorn und seine Frau Anna wurden 1942 nach Theresienstadt verschleppt und dort ermordet.
 
Einschüchterungs- und Terrormaßnahmen veranlassten Buchheim 1939 nach Großbritannien zu emigrieren; auch David Stern gelang die Ausreise. Die Leitung der jüdischen Volksschule in Dortmund wurde Siegmund Nussbaum übertragen. Am 27. April 1942 wurde er zusammen mit seiner Familie sowie Simon Grünewald, Helma und Alice Schanzer in das Ghetto Zamość bei Lublin deportiert und in Belzec ermordet. Meier Andorn und seine Frau Anna wurden 1942 nach Theresienstadt verschleppt und dort ermordet.
 
Im April 1933 wurde das „Gesetz gegen die Überfüllung von deutschen Schulen und Hochschulen“ erlassen und jüdischen Schülern so der Besuch eines Gymnasiums oder einer Universität verwehrt. 1938 wurde das grundsätzliche Besuchsverbot nicht-jüdischer Schulen für jüdische Schüler erlassen.
 
Somit musste die Schule eine enorme Schülerzahl aufnehmen. Für 300 Schüler standen sechs Lehrer zur Verfügung. Für eine solche Schülerzahl war das Gebäude nicht ausgelegt, sodass die Schule in jenem Jahr in die Wehrhahnschule in der nahen Lindenstraße 51 verlegt wurde. Im Oktober 1938 sank die Schülerzahl rapide ab, als über 100 Schüler mit ihren Familien im Zuge der sogenannten „Polenaktion“ an die polnische Grenze deportiert wurden.
 
Die jüdische Volksschule hatte bis 1942 Bestand. In der Schule sollten Dortmunder Juden durch Sprachunterricht und die Vermittlung handwerklicher Fähigkeiten auf eine Auswanderung vorbereitet werden. Mit den Deportationen endete die Dortmunder Schultradition.
 
  
 
==Weiterführende Literatur, Internetseiten und Belege==
 
==Weiterführende Literatur, Internetseiten und Belege==

Version vom 4. Dezember 2023, 15:52 Uhr

Lehrerkollegium der jüdischen Schule 1933, vorne: Samuel Friedmann, Alice Schanzer, Meier Andorn, Helma Schanzer, Siegmund Nussbaum; hinten stehend: Simon Grünewald, Wilhelm Buchheim (Rektor), David Stern.
Schulklasse der Jüdischen Volksschule Dortmund

Geschichte der Schule

Die jüdische Volksschule in Dortmund ist aus einer privaten jüdischen Elementarschule hervorgegangen. 1858 wurde sie in eine öffentliche jüdische Elementarschule umgewidmet. 1889 bezog die Schule ein neuerrichtetes Gebäude in der Kampstraße. Zu Beginn des Schuljahres 1910 gehörte sie unter dem Rektor Heymann mit 220 Schülern und fünf Lehrkräften zu den größten öffentlichen israelitischen Volksschulen Preußens. Seit 1930 befand sie sich in der Lindenstraße 51a. Am 1. Februar 1933 wurde Wilhelm Buchheim zum Rektor der Dortmunder städtischen jüdischen Volksschule berufen. Das Schulkollegium bestand zu diesem Zeitpunkt aus Meier Andorn, Samuel Friedmann, Simon Grünewald, Helma Schanzer, Alice Schanzer, Siegmund Nussbaum ² , David Stern und Wilhelm Buchheim. Einschüchterungs- und Terrormaßnahmen veranlassten Buchheim 1939 nach Großbritannien zu emigrieren; auch David Stern gelang die Ausreise. Die Leitung der jüdischen Volksschule in Dortmund wurde Siegmund Nussbaum übertragen. Am 27. April 1942 wurde er zusammen mit seiner Familie sowie Simon Grünewald, Helma und Alice Schanzer in das Ghetto Zamość bei Lublin deportiert und in Belzec ermordet. Meier Andorn und seine Frau Anna wurden 1942 nach Theresienstadt verschleppt und dort ermordet.

Weiterführende Literatur, Internetseiten und Belege

Literatur

[1] Fritz Hofmann: Jüdisches Lernen in Dortmund, in: Heimat Dortmund 1 (1994) 9-12.

[2] Tim Michalak: Endstation Belzec. Das Schicksal des Dortmunder Lehrers und Predigers Siegmund Nußbaum, in: ebd., 21-23.

[3] Ursula Olschewski: Jüdische Lehrerinnen und Lehrer in Westfalen und Lippe (erscheint 2025 in der Reihe Materialien der Historischen Kommission)

Internetseiten

[1] Yad Vashem, Zentrale Datenbank der Namen der Holocaustopfer (https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de)

[2] Jüdisches Dortmund https://juedisches-dortmund.de/das-judenhaus-der-familie-schanzer/