Affidavit: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:48842.jpg|450px|thumb|right|Fotografie aus dem Jahr 1941<br>Warteschlange vor dem Konsulat in Marseille.<br>Vor den deutschen Behörden herrschten ähnliche Zustände.]]
 
[[Datei:48842.jpg|450px|thumb|right|Fotografie aus dem Jahr 1941<br>Warteschlange vor dem Konsulat in Marseille.<br>Vor den deutschen Behörden herrschten ähnliche Zustände.]]

Version vom 23. Oktober 2023, 14:52 Uhr

Allgemeine Informationen

Herkunft: aus dem Mittellateinischen zu affidare "versichern, Treue oder Schutz versprechen"

Tabellarisches Affidavit, ausgestellt für Paul Dessau
Fotografie aus dem Jahr 1941
Warteschlange vor dem Konsulat in Marseille.
Vor den deutschen Behörden herrschten ähnliche Zustände.


Das Affidavit war eines von einer Vielzahl notwendiger Dokumente für die Beantragung eines Visums für die Vereinigten Staaten und das Vereinigte Königreich zu Zeiten des Nationalsozialismus. Es handelte sich um eine vereidigte Versicherung in der die amerikanischen oder britischen Bürgen erklärten, dass sie die volle Verantwortung für die Einreisenden übernehmen.

Das Dokument hatte unterschiedliche Formen. Üblich waren eine tabellarische Darstellung, aber auch eine ausformulierte Variante, die die benötigten Informationen und die Bereitschaft der Bürgen, die Haftung für die Asylsuchenden zu übernehmen, enthielt.¹

Es enthielt enthielt neben Name, Wohnort und Herkunft auch den Beziehungsstatus. Außerdem wurden Beruf und Anstellung aufgeführt und die Finanz- bzw. Kaufkraft der bürgenden Person, aber auch das Verhältnis zur begünstigten Person musste dargelegt werden. Durch die Eintragungen auf dem Affidavit belegte der Aussteller, dass er in der Lage war, die Verfolgten finanziell zu unterstützen, und so zu gewährleisten, dass sie dem Staat keine zusätzlichen Kosten verursachten.

Der Visumsprozess

Der gesamte Visumsprozess war sehr kosten-und zeitintensiv sowie äußerst umfangreich, das Affidavit stellt lediglich eines der Dokumente dar, die für die legale Einreise in die USA oder Großbritannien benötigt wurden. Den genauen Prozess kann man im nachstehenden Diagramm nachvollziehen; schnell wird man feststellen, dass eine Vereinfachung des Prozesses dazu beigetragen hätte, mehr Menschenleben zu retten.

Bereits 1930 intensivierten sich die Feindseligkeiten gegenüber jüdischen Mitbürgern und für die Anträge auf ein Visum war der Eintrag auf eine Warteliste notwendig, diese war sehr lang, da immer mehr Menschen eine Flucht in Erwägung zogen. Problematisch war dies insofern, als das die USA nur 27370 Visaanträge pro Jahr akzeptierte, was bei weitem nicht den eigentlichen Bedarf abdeckte. Erschwerend hinzu kamen noch behördliche Unfähigkeit, so dass die Quoten in einigen Jahren nicht einmal ansatzweise erreicht wurden.²

Durch die Vielzahl der erforderlichen Dokumente, sowie die begrenzte Gültigkeit der Unterlagen wurde der ohnehin schon sehr aufwändige Prozess zusätzlich verkompliziert. Die wissentliche Erschwerung durch behördliche Schikanen wird durch den Begriff "paper wall" von David S. Wyman sehr treffend dargestellt. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu erwähnen, dass das jüdische Leben durch das Regime erheblichen Einschränkungen unterlag, diese erschwerten die notwendigen Prozesse merklich.


Flussdiagramm zum Visumsprozess

Bedeutung für die Familie Neugarten

Es ist bekannt, dass Max Neugarten am 24.Mai 1938 einen Brief an den "National Council of Jewish Women" in New York City schrieb, in dem er um Asyl bittet und erklärt, das er Freunde sowie Familie hat, die für ihn und seine Familie bürgen würden und ein entsprechendes Affidavit unterzeichnen würden. Leider war dieser Versuch nicht erfolgreich, denn Cousin Edwin Wisbrun schrieb, dass er den Kontakt zur Familie verloren hat. Unter Berücksichtigung der oben genannten Voraussetzungen kann man nur spekulieren, ob der Visumsantrag der Familie Neugarten erfolgreich hätte sein können, denn der bürokratische Aufwand war enorm.


Weiterführende Literatur, Internetseiten und Belege

Einzelnachweise

[1] Wikipedia Eintrag Bearbeitungsstand vom 10.10.2023 [Zugriff: 23.10.2023, 14:30 Uhr] https://de.wikipedia.org/wiki/Affidavit
https://exhibitions.ushmm.org/americans-and-the-holocaust/how-many-refugees-came-to-the-united-states-from-1933-1945
https://collections.ushmm.org/search/catalog/pa1137834
https://www.jmberlin.de/1933/de/11_06_affidavit-fur-alwine-kornstein.php

https://www.hi.uni-stuttgart.de/gnt/exil/Glossar/Affidavit.html
https://exhibitions.ushmm.org/americans-and-the-holocaust/what-did-refugees-need-to-obtain-a-us-visa-in-the-1930s https://www.ncjw.org/

Gedruckte Informationen / Archivalien

Victor Semerijan, Artists in Exile: The Great Flight of Culture, 1976 (Ort hinzufügen).
David S. Wyman, Paper Walls: America and the Refugee Crisis, 1938-1941, 1968.