Jüdische Textilindustrie

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Jüdische Textilwirtschaft

In Deutschland gab es um 1930 viele Geschäfte der Textilbranche, aber auch der Textilproduktion, die in jüdischem Besitz waren. Sucht man nach Gründen für diese Entwicklung, so muss man eine Zeitreise unternehmen. Im Mittelalter durften Juden keinen Grund und Boden erwerben, d.h. sie konnten keinen Bauernhof besitzen. Sie durften auch nicht Mitglied der Handwerkszünfte oder Kaufmanngilden werden. Damit waren sie von den meisten Berufstätigkeiten ausgeschlossen. Außerdem lebten sie getrennt von der christlichen Bevölkerung (Judenstraßen oder Ghettos). In der Frühen Neuzeit (erklären) blieben den Juden die Berufe, die nicht angesehen waren: nichtzünftiges Handwerk (wie Metzger), Kramhandel, Pfandleihe, Kleinkreditgewerbe, Brauwesen und Schankwirtschaften, Hausierergeschäft und reisender Landhandel. Gerade durch die lange Erfahrung, die Juden als Hausierer und Händler mit Textilien erworben hatten, wurden sie schließlich zu Experten auf dem Textilsektor.


Zur Erinnerung, muss eingearbeitet werden:

- Geschichte der Juden: https://www.mdr.de/geschichte/weitere-epochen/mittelalter/juden-im-mittelalter-100.html - zu Juden im Textilsektor: Karl-Hermann Blickle / Heinz Högerle (Hg.): Juden in der Textilindustrie. Dokumentation der Tagung des Gedenkstättenverbundes Gäu-Neckar-Alb am 10. Oktober 2010 in Hechingen



Jüdische Textilwirtschaft vor 1933

Die Modebranche an sich nahm in Deutschland 1900 nach dem Maschinenbau und Elektroindustrie den drittgrößten Wirtschaftszweig Berlins auf.

Interessant ist auch zu erwähnen, dass es in England und in den USA das Prinzip der Ready-to-wear-Mode gab. Diese Bequemlichkeit für weiblichen Kunden gab es in Deutschland noch nicht. Sie mussten für Extraanfertigung sorgen oder sich teuere Einzelstücke von Paris bestellen. Somit folgt die Revolution der Mode. Kleider in verscheiden Größen auf Vorrat zu schneiden. Diese revolutionäre Idee war nicht nur praktisch, sondern bietet vor allem schöne Kleidung die auch bezahlbar war. Jüdische Schneider und Kaufhausbesitzer machten es möglich: dass die Mode im Mittelpunkt steht. Der ganze Alltag war so stark von Freizeit, Theater, Kino, geprägt. Alle Menschen wollten den neusten Trend folgen. Der erste Weltkrieg war vorbei und die Leute wollten ihr Leben leben und genießen. Die Frauen wollten wie eine Mannequin aussehen, als seien sie gerade aus dem Film herausgetreten. Das Berliner Nachtleben war legender. Viele Leute dieses Jahrzehnts zielten zur Berliner-Nacht, ein Nachtleben was Geschichte schrieb. Doch die „Goldenen Zwanziger“ (1924-1929) endeten durch die Weltwirtschaftskrise, was auch eine Basis für den Aufstieg der NSDAP darstelle.



Doch wo fand man jüdische Geschäfte in Dortmund - Zwischen „Meyer & Günther“, welches aus einem kleinen Textilunternehmen in der Nordstadt zu einem Textilpalst wurde, Gebrüder Kaufmann und Modehaus – Korsettmacherei Rose & Co., gab es auch kleine Unternehmen von der Rheinischen Straße zwischen Emscherbrücke bis hin zur Dortmunder Innenstadt. Auch in der Nähe der St.-Annas Kirche platzierten Juden ihre Geschäfte. Dies berichtete unterdessen auch die Gemeinde St.-Karl Borromäus im Jahr 1930, da SS-Leute ihre Aufmärsche hielten, entlang der Rheinischen Straße. Quelle: SS-Aufmärsche in PDF-Form


Adressbuch: Textilgeschäfte in der Rheinischem Straße /Dortmund und Umgebung:

- „Rose&Co.“: Westfhellweg 57, 59, 61, 63 (Möbelfabrik Hohe Straße 128) -> Manufaktur, Modeware, Anfertigung von Herren u. Damengardrobe, Wäsche, Weißaren, Teppiche, Pelzwaren, Dekoration

- „Gebrüder Robert“: Münsterstr. 1 -> moderne Herren u. Knabenkleidung, Maßanfertigung

- „Fischer“: Schwanenwall 1 -> Größtes Spezialhaus, für moderne Herren -, Jünglings-, und Knabenkleidung (Sporthaus Kuckelcke, Ecke Brüderweg)

- „Schmitz, Fritz&Co.“: Rheinische Str. 13

- „Julius Wönkhaus“: Weiherstr. 4 ->Berufskleidung und Wäschefabrik

- Wäsche und Weißwarenhandlungen: Bornstr.6 „Bilerbed“; Steinstr. 21 „Hoßlich“; Schützenstraße 17 „Büenfeld, Otto

- „Geschwister Schulte“: Schwanenwall 31 -> Anfertigung eleganter Damenmode

- Damenkonfektion: Rheinischen Straße 58 – 60 „Flenberg“

- Textilwaren: Rheinischen Str. 13 „Gottschalf“

- Handschuh- u. Krawattenhändler: Rheinischen Str. 40 und Hansastr. 2 „Rommer“

- Textilgroßhandlung: Schwanenwal 53 „Spiefer“

- „Meyer Günther“ Steinstr. 1-3; Zimmerstr.2-4 Leopoldstr. 3-5



Ein typisches Geschäft der Zeit, was sich zum größten Kaufpalast der Umgebung Dortmund entwickelte -Meyer & Günther am Steinplatz-

Ende August 1989 erschien in Dortmund eine Textilwerbung bis dahin mit einem unbekannten Namen namens „Meyer & Günther“. Die Inhaber hießen Bernhard Meyer und Siegmund Günther, beide Geschäftspartner waren jüdischer Herkunft. Innerhalb von ca. drei Monaten zielt der Familienbetrieb auch die männliche Welt zu sich. Mit zwei Wochen Verzögerung, am 18./19. November wird die Eröffnung mit einem Konzert aus der Umgebung präsentiert, was durchaus ein Anlass war, das Textilgeschäft zu besuchen. Sogar die Dortmunder Zeitung verwies auf die Geschäftseröffnung, was die Kunden in Folge anlockte. Auch hier erweisen sich jüdischen Handler als Trendzetter. Am 21. November war der erste Verkaufstag, was mit einem einzelnen Geschäft begann und wuchs binnen einiger Jahren rasch zu einem kompletten Kaufhaus.

Es lief tatsächlich so gut, dass nach erneuten Renovierungen im Oktober 1912 ein vierstöckiger Kaufpalast mit 7000 Quadratmeter Verkaufsfläche am Steinplatz zu sehen und zu besuchen war.

Das Kaufhaus Meyer & Günther stellte eine große Konkurrenz für die umliegende Kaufhäuser dar und Menschen aus allen Stadtteilen kamen zum Steinplatz, um dort ihre Kleidung zu erwerben. Das liegt auch daran, dass das Geschäftsort zu Gunsten lag, Nähe des Hauptbahnhofes Dortmund, was oft in den Annoncen erschien. Mitte der Goldener Zwanziger erreichte der Jahresumsatz 5 Millionen Mark. Doch der Erfolg nahm sein Ende Anfang der 1930er nach der Machtergreifung Adolf Hitlers. Da die Inhaber Meyer und Günther Opfer der systematischen Verfolgung der Nationalsozialisten waren, wegen ihres religiösen Hintergrundes. Kunden wurden von SS-Männern am Betreten des Kaufhauses gehindert, den Inhabern wurden geschäftsschädigendes Verhalten vorgeworfen. Sie seien z.B. mit Kommunisten verbündet und würden ihnen Geld zusenden. Nach seinem Tod seiner Frau versuchte Bernhard Meyer aus Deutschland zu fliehen, doch er wurde kurz davor verhaftet und nach Dortmund überführt. Er nahm sich am 31.08.1936 das Leben. Ein Fremdeinwirken der Gestapo konnte nicht nachgewiesen werden, wird jedoch nicht vollständig ausgeschlossen. Über das Schicksal von Siegmund Günther gibt leider keine Informationen. Diese Ereignisse zeichneten das offizielle Ende des Kaufpalasts Meyer & Günther, doch rein geschäftlich gehörte es schon seit 1933 dem deutschen Kaufmann Kurt Drahota. Das Kaufhaus wurde im Krieg stark zerbombt und dann nur vereinfacht wiederaufgebaut. In Jahr 1957 wurde daraus das Kaufhaus Kogge, jedoch scheiterte dieses. 1962 sollte das Kaufhaus Nord entstehen, doch auch dieses setzte sich nicht durch. Infolgedessen wurde das Geschäftshaus abgerissen. Heute erinnert an das erfolgreiche Kaufhaus Meyer & Günther nur noch die Nachbildung des Eisengießbrunnens, der damals vor dem Gebäude stand.

Doch das Blatt wendet sich auch für Dortmund und die hypnotisierte NS-Männer drängen zur Schmiererin, Zertrümmern von Schaufensterscheiben und zunehmender Ausgrenzung der Juden. Daraus folgt, dass etwa ein Drittel der jüdischen Bevölkerung Dortmund verließen. Im August 1938 gab es schließlich nur noch 350 Gewerbebetriebe. Sie Situation katalysierte vom Regen in die Traufe. Sogar die Synagoge wurde verdrängt zu verkaufen und anschließend wurde die Synagoge 1938 abgerissen. Grund dafür war, dass die Synagoge als „Schadenfleck“ angesehen wurde. Am 9./10. November 1938 an der Novemberpogrome wurden zahlreiche Zerstörungen aufgelistet. Besonders litten darunter Brückstraße, Osten,-Westenhellweg, Heiligergarten, Münsterstraße, Steinstraße. Anhand dieser Straßen kann vermuten, dass es sich in diesen Straßen viele jüdische Betriebe aufhillten. Die Gestapo verhaftet 300 jüdische Männer und wurden in die Steinwache inhaftiert. Ein Großteil von ihnen wurden nach Sachsenhausen in dem Konzentrationslager verschleppt, 17 überleben nicht. Quelle: http://www.jüdische-gemeinden.de/index.php/gemeinden/c-d/154-dortmund-nordrhein-westfalen


Quellenangaben:

https://www.welt.de/iconist/mode/article182903014/Wie-die-Nazis-die-deutsche-Modekultur-zerstoerten.html Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945 von Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel Droste Verlag Düsseldorf S. 91 https://www.deutschlandfunkkultur.de/ausstellung-brennender-stoff-wie-die-nazis-den-juden-die-100.html https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung-und-verfolgung/geschaeftsboykott-1933.html https://www.nordstadtblogger.de/serie-nordstadt-geschichten-das-kaufhaus-am-steinplatz-zwischen-erfolgreicher-expansion-und-judenverfolgung/

Jüdische Textilwirtschaft nach der Machtübernahme

Nazis zerstören die Modekultur - Nach der Machtergreifung wurden die wichtigsten Modehäuser in Deutschland, die von Juden geleitet worden, vernichtet. Nicht nur Modehäuser litten darunter, sondern auch die Textilindustrie und die Kultur der Mode. In vielen waren die jüdischen Fabrikbesitzer und Kaufhausbetreiber oft Trendzetter.


Der geplante Judenboykott greift an - Für Nationalsozialisten ist der Boykott die wirtschaftliche Vernichtung der Juden. Betroffene sind Warenhäuser, Lebensmittelgeschäfte, Banken, Arztpraxen, Juristen. Der Angriff, der seit März geplant war, bekommt seinen Auftritt am 1. April 1933.

„Deutsche! Wehrt Euch! Kauft nicht bei Juden ein!“


Platzhalter


Somit hetzten die Nazis gegen jüdische Kaufhäuser und gründeten die Arbeitsgemeinschaft deutsch/ arischer Fabrikaten, die sogenannte „Adefa“ (Mai 1934) was soviel bedeutet wie „Ausschaltung des jüdischen Einfluss und damit des jüdischen Geschmacks aus der deutschen Bekleidungsindustrie“. https://de.wikipedia.org/wiki/ADEFADaraus entwickelte sich die „artgemäße deutsche Kleidkultur“.

Typische Merkmale für Damenmode sind: Kleider mit Platz für Bauchstatt schmaler Taile, blonder Zopf statt dunkler Bubi, Kind im Arm statt Zigaretten im Mund. Zu folgern ist, dass die Mode nichts mehr Kreatives an sich hatte. Eine unterdrückte Mode. Mit dem vernichten der Juden vernichteten Nazis auch die Eleganz aus Deutschland.


Diese erste Ausgrenzung und Unterdrückung der Juden nach der Machtübernahme Hitlers brachten viele Juden zur Auswanderung, dennoch blieben viele trotz politischer Verfolgung und antijüdischer Propaganda mit der Hoffnung, dass sich dieses Grauen legen würde, denn es sei nicht das erste Mal, dass sich die Geschichte an den Juden wendete.


Unglaublich aber wahr, Häftling des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau soll die Mode produziert haben für den Export


Die Nationalsozialisten zerstörten nicht nur die jüdische Kultur, sondern neben den Büchern (1933) verbrannten sie auch Stoffe. Mit dem Hintergrund, dass jüdische Schneider die Mode zu einer Modemetropole in Berlin erlebt haben.

„Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten“: (1934) NS-Regie berichtete, dass die Juden, die in Textil- und Konfektionsbranche tätig gewesen waren, erhebliche Gewinne darstellten. Problematisch sei für Nationalsozialisten gewesen, dass sogar Reichs- und Staatsstellen glaubten, dass ohne die Mitwirkung der Juden Deutschland nicht auskomme würde


Die Nacht des Novemberpogroms - 9. zum 10. November - ermordeten Nationalsozialisten 100 Juden und brannten hunderte von Synagogen ab, anbei demolierten sie tausende jüdische Geschäfte und Wohnungen. Außerdem werden 30.000 Juden in Konzentrationslager verschleppt. Die jüdische Bevölkerung musste für die Pogromnacht den entstandenen Schaden selbst auftreiben, was als 1 Milliarde Reichsmarke angerechnet wurde, bezeichnet wird dies als „Sühnleiste“. In Folge dessen rutschen die Juden am 12. November 1938 in den völligen Abgrund. Die „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem Wirtschaftsleben“ und legalisiert die uneingeschränkte „Arisierung“ der Wirtschaft. Alle jüdische Kapitalvermögen wurden eingezogen sowie Wertpapiere, Schmuck und Grundeigentum. Noch paradoxer wird es mit den Einführungen von Namen wie „Sara“ (für alle jüdische Frauen) und „Israel“ (für alle jüdische Männer) bis hin zum Symbol des jüdischen Sterns, welches den Personen auf die Stirn versiegelt wurde, was soviel bedeutet, dass Nationalsozialisten sogar ihre Persönlichkeit ausgebeutet haben. Die Unmenschlichkeit in ihrer größten Form folgt. Der Besuch von Kino, Theater, Museen, Bibliotheken und Schwimmbäder wurden verboten.



1939: „Juden ist es nicht mehr gestattet, neue Kleidung zu kaufen.“

September 1939: „Juden wird es verboten, zwischen 20 Uhr abends und 6 Uhr morgens das Haus zu verlassen – im Sommer 21-5Uhr“

Dezember 1939: „Juden ist es verboten, Schokolade zu kaufen.“

Juni 1941: „Juden ist es nicht mehr erlaubt, Seife zu kaufen.“ - „Juden ist der Kauf von Rasierschaum verboten.“

August 1941: „Juden ist das Rauchen verboten.“


Ein jüdisches Mädchen, dies in einer Zeit leben muss, eine Ausgangssperre zu erleben, ihre Identität aufzugeben, sich polemisieren zu lassen, sich niederwertigen zu lassen, sich Gewalt anreisen zu lassen, ihr Leben nehmen zu lassen, nur wegen einer Ideologie der die genetische und religiöse Hintergrund nicht entsprechen. Wie sich dieses Mädchen in jener Zeit fühlen könnte, wird verdichtet wiedergeben. (fiktives Gedicht)


Badeanzug Zeit(1939)

Badeanzug, ich halluziniere Badeanzug, und meine Angst verschwinde Badeanzug, und ich … und ich überwinde.


Sommerzeit in einer Ecke Heiß und schwül Meine Gedanken heiß und trüb anvisiert, verletzt, zerbrochen.


Doch ich hab dich Du gibst mir meine Zeit des Lebens zurück Du trägst das Lachen was von mir geht Du nur Du auch wenn dies mit Tränen begleitet wird.


Die Seele schreit Warum, Was haben wir getan? Ich schreie IN MIR, sodass niemand mich hören kann Ich versteh es nicht!


Badeanzug, blau, wie der Himmel Badeanzug, weiß, dass meine Angst verschwinde Badeanzug, gelb, gelb, gelb, dass die Sonne wieder erblicke.



Quellenangaben:

https://www.welt.de/iconist/mode/article182903014/Wie-die-Nazis-die-deutsche-Modekultur-zerstoerten.html

Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945 von Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel Droste Verlag Düsseldorf S. 91

https://www.deutschlandfunkkultur.de/ausstellung-brennender-stoff-wie-die-nazis-den-juden-die-100.html

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/ausgrenzung-und-verfolgung/geschaeftsboykott-1933.html

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