Helga Jordan (SEK): Unterschied zwischen den Versionen

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Im August ging sie nach Lyon um dort an ihrem ersten Hachschara-Kurs (4) teilzunehmen um die Grundzüge dessen, was für die bevorstehende  Alija (5), darunter versteht man die Auswanderung und Besiedelung des britischen Mandatgebietes, ,  notwendig ist zu erlernen, wie zum Beispiel Fähigkeiten im land-, hauswirtschaftlichen wie handwerklichen Bereich.  
 
Im August ging sie nach Lyon um dort an ihrem ersten Hachschara-Kurs (4) teilzunehmen um die Grundzüge dessen, was für die bevorstehende  Alija (5), darunter versteht man die Auswanderung und Besiedelung des britischen Mandatgebietes, ,  notwendig ist zu erlernen, wie zum Beispiel Fähigkeiten im land-, hauswirtschaftlichen wie handwerklichen Bereich.  
 
Im Februar 1934 lebte sie für einen Monat bei ihren Eltern  in die Rheinische Straße, um von dort aus weiter nach Groß Glagow zu ziehen um an einem weiteren Hachschara Kurs, diesmal im landwirtschaftlichen Bereich, teilzunehmen.
 
Im Februar 1934 lebte sie für einen Monat bei ihren Eltern  in die Rheinische Straße, um von dort aus weiter nach Groß Glagow zu ziehen um an einem weiteren Hachschara Kurs, diesmal im landwirtschaftlichen Bereich, teilzunehmen.
Nach der Absolvierung des Kurses zog sie über den Winter des Jahres 1934 erneut zu ihren Eltern, welche mitleerweile in der Kaiserstraße wohnten. Im Frühjahr 1935 zog sie von ihren Eltern aus nach Köln in das dortige Beth Chaluz (Haus der Pioniere) in der Utherechtstraße. Das Beth Chaluz war das  Gemeindehaus der zionistischen Organisation Hechaluz, welche junge Jüdinnen und Juden, bei der Vorbereitung wie Vermittlung, aller möglichen Belange rund um  Alija unterstützen, in welchem sie auf ihre Arbeitserlaubnis im zukünftigen Israel wartete. (6) Die kosten für die Alija betrugen rund 490 Reichsmark, welche ihr Onkel übernahm. (7)
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Nach der Absolvierung des Kurses zog sie über den Winter des Jahres 1934 erneut zu ihren Eltern, welche mitleerweile in der Kaiserstraße wohnten. Im Frühjahr 1935 zog sie von ihren Eltern aus nach Köln in das dortige Beth Chaluz (Haus der Pioniere) in der Utherechtstraße. Das Beth Chaluz war das  Gemeindehaus der zionistischen Organisation Hechaluz, welche junge Jüdinnen und Juden, bei der Vorbereitung wie Vermittlung, aller möglichen Belange rund um  Alija unterstützen, in welchem sie auf ihre Arbeitserlaubnis im zukünftigen Israel wartete.(6) Die kosten für die Alija betrugen rund 490 Reichsmark, welche ihr Onkel übernahm. (7)
  
 
==Antreten der Alija==
 
==Antreten der Alija==

Version vom 11. Dezember 2023, 16:14 Uhr

Vermutlich Helga Jordan (roter Kreis)

Lebensdaten

Geboren am 24.03.1912 in Dortmund. Tochter von Albert Aaron Jordan (Sohn von Karoline (geb. Schütz) und Salomon Jordan) und Auguste Jordan (geb. Silberschmidt; Tochter von Hermann Hartog Silberschmidt und Henriette van der Wall). Die Familie Jordan gehörte der jüdischen Gemeinde Dortmund an.

Ihr Vater Albert Jordan betrieb ein Textilgeschäft in der Rheinischen Straße. In selbiger Straße, im Haus Nummer 56 wohnte die Familie und wuchs Helga Jordan auf, bis sie im Jahr 1934 unter Druck des NS-Regimes in eine kleinere Wohnung in der Adlerstraße ziehen mussten.

Im Jahr 1937 besuchten Albert und Auguste Jordan ihre Tochter Helga Jordan, welche zu diesem Zeitpunkt, genau wie ihr Bruder Hermann, bereits in Palästina lebte. Sie kehrten nach Deutschland zurück um anschließend mit ihrem Haushalt zurückzukehren um künftig gemeinsam mit ihren Kindern ein neues Leben im zukünftigen Israel aufzubauen. Dies konnten sie allerdings nicht verwirklichen, weil sie beriets 1938 nicht mehr aus Deutschland ausreisen konnten. (1)

„Meine Eltern waren noch 1937 bei mir im Land zu Besuch, als meine Tochter geboren wurde, dann sind sie zurück, weil sie wollten doch mit dem Haushalt kommen, 38 konnten sie nicht mehr raus, das sind die schlimmste Dummheit, die wir gemacht haben, wir hätten die Eltern nicht zurückgehen lassen“ Zitat Helga Lillie Interview Minute 28 
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Ausbildung

Helga Jordan „besuchte 3 Jahre die Vorschule, dann das Städtische Schillerlyzeum und schliesslich die Realgymnasial-Studienanstalt des Schillerlyzeums in Dortmund.“ ( Zitat Helga Lillie in der Eidesstattliche Erklärung) (2) Dort absolvierte sie am 08. März 1932 die sogenannte Reifeprüfung, zu vergleichen mit dem heutigen Abitur. Ihre Lieblingsfach war Englisch, später spielte sie auch sehr gerne Scrabble in Englisch. (Interview Minute 2.30) Helga Jordan hatte ursprünglich den Wunsch Ärztin zu werden, es war ihr jedoch nicht möglich nach der Schule ein Studium anzutreten, da ihr Vater am 31. Dezember 1932, sein Geschäft aufgrund der Wirtschaftskriese einstellen musste und es an seinen Bruder Arthur Jordan übergab. Die übernommene Firma, lief weiter unter dem Namen Geschwister Jordan GmbH. und wurde zu einem großen Manufakturwarengeschäft, in der Münsterstr. 41-45. Später äußerte Helga, dass es an sich aber gut war das sie keine Ärztin geworden sei, weil sie zwar sehr gut helfen könne, aber kein Blut sehen kann. (Minute 23.34) Im selbigen Geschäft begann Helga Jordan, statt dem gewünschten Studium zur Ärztin nun eine kaufmännische Lehre. Diese konnte sie allerdings nicht beenden, da es im Jahr 1933, nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler, immer wieder zu Konflikten mit der nichtjüdischen Belegschaft kam, weil Helga die ungleiche Behandlung nicht akzeptierte und „niemals ein Blatt vor den Mund nahm und auch glaubte als Nichte des Inhabers meine Meinung sagen zu dürfen“(Zitat Helga Lillie in der Eidesstattliche Erklärung) (3)

Ihr Weg in den Nahen Osten

Durch den Rabbiner Dr. Wilhelm, welcher sowohl ihrer, als auch der Lehrer ihres Bruders Hermann Jordan war, sowie durch Helgas erste Liebe, eine Ferienbekannschaft, hatte sie bereits früh einen Zugang zum Grundgedanke des Zionismus und ein Veständnis für die Relevanz dessen für das jüdische Überleben. Diese Relevanz zeichnet sich insbesondere durch die Shoa, aber neben dieser auch durch die Jahrtausende lange Verfolgung und versuchten Auslöschung jüdischen Lebens ab . Im August ging sie nach Lyon um dort an ihrem ersten Hachschara-Kurs (4) teilzunehmen um die Grundzüge dessen, was für die bevorstehende Alija (5), darunter versteht man die Auswanderung und Besiedelung des britischen Mandatgebietes, , notwendig ist zu erlernen, wie zum Beispiel Fähigkeiten im land-, hauswirtschaftlichen wie handwerklichen Bereich. Im Februar 1934 lebte sie für einen Monat bei ihren Eltern in die Rheinische Straße, um von dort aus weiter nach Groß Glagow zu ziehen um an einem weiteren Hachschara Kurs, diesmal im landwirtschaftlichen Bereich, teilzunehmen. Nach der Absolvierung des Kurses zog sie über den Winter des Jahres 1934 erneut zu ihren Eltern, welche mitleerweile in der Kaiserstraße wohnten. Im Frühjahr 1935 zog sie von ihren Eltern aus nach Köln in das dortige Beth Chaluz (Haus der Pioniere) in der Utherechtstraße. Das Beth Chaluz war das Gemeindehaus der zionistischen Organisation Hechaluz, welche junge Jüdinnen und Juden, bei der Vorbereitung wie Vermittlung, aller möglichen Belange rund um Alija unterstützen, in welchem sie auf ihre Arbeitserlaubnis im zukünftigen Israel wartete.(6) Die kosten für die Alija betrugen rund 490 Reichsmark, welche ihr Onkel übernahm. (7)

Antreten der Alija

Eine Woche nach dem sie ihre Arbeitserlaubsnis erhielt emigrierte Helga Lillie am 22.08.1935 schließlich von Dortmund,über Köln in das britische Mandatsgebiet Palästina. Bei ihrer Ankunft hatte sie noch 10 Reichsmark, von dem Geld ihres Onkels übrig. Wo genau Helga Lillie die ersten Jahre im zukünftigen Israel lebte ist nicht bekannt, vermutlich aber in der Region die später das Kibbutz Kfar Warburg, welches 1939 offiziel gegründet wurde. (8) (9)

Leben in Palästina

Während ihres Aufenthalts in Kfar Warburg heiratete sie Richard Daniel Lilie. Das Paar bekam zwei Kinder, Tochter Jardenna (geb. 1937) und einen Sohn (geb. 1956). Helgas Eltern Aaron und Auguste Jordan besuchten Familie Lilie in der neuen Heimat im Jahr 1937, verließen Palästina jedoch, da sie nicht illegal bleiben wollten. Eigentlich hatten die Jordans geplant mit der gesamten Familie nach Palästina auszuwandern, was jedoch ab 1938 nicht mehr möglich war.

Ihre Eltern wieder nach Deutschland abreisen zu lassen, beschrieb Helga als den schlimmsten Fehler, den sie gemacht hat.

Nachdem Helga Lilie das Rentenalter erreicht hatte, übernahm ihr Sohn den Hof in Kfar Warburg. Sie selbst zog verwitwet zunächst in den Kibbuz Giv'at Brenner, ein Dorf mit geteiltem Eigentum, wo sie zum zweiten Mal heiratete, wahrscheinlich um 1978.

Nach dem Tod ihres zweiten Mannes 1982, musste Helga den Kibbuz verlassen und zog zu ihrer Tochter nach Jerusalem, welche dort mit ihrer Familie lebte. 10 Jahre später, am 19. April 1992, stirbt Helega Lilie-Jordan in Jerusalem.


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