Alija: Unterschied zwischen den Versionen

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==Allgemeines==
 
==Allgemeines==
  
===Wer ist Alija?===
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===Was ist Alija?===
 
Die Bedeutung von Begriff "Alija" bedeutete in biblischen Zeiten ein "Hinaufgehen" ins Land Israel und zum Tempel in Jerusalem. Im modernen Sinn ist es die Einwanderung aus nationalen oder religiösen Gründen. Immer war damit der Begriff eines Hinaufgehens auf eine höhere Ebene auch des geistigen Lebens verbunden.
 
Die Bedeutung von Begriff "Alija" bedeutete in biblischen Zeiten ein "Hinaufgehen" ins Land Israel und zum Tempel in Jerusalem. Im modernen Sinn ist es die Einwanderung aus nationalen oder religiösen Gründen. Immer war damit der Begriff eines Hinaufgehens auf eine höhere Ebene auch des geistigen Lebens verbunden.
  
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Seit dem frühen Mittelalter hatte es in Deutschland Juden gegeben, die aus religiösen Gründen "auf Alija" gingen. Ende des 19.Jahrhunderts begann eine vereinzelte Auswanderung nach Palästina aus säkular-zionistischen Gründen. Die erste größere Welle von Chaluzim (Pionieren) aus Deutschland kam nach dem Ersten Weltkrieg, vor allem aus der Jugendbewegung Blau-Weiß. Der überwiegende Teil schloß sich bestehenden Kibbuzim an. In den Kibbuzim gibt es kein Privateigentum, die Gemeinschaft ist für die Bedürfnisse ihrer Mitglieder und deren Familien verantwortlich. Leitidee der Kibbuzgemeinschaften ist die soziale Gerechtigkeit, wozu die völlige Gleichstellung von Mann und Frau gehört. Praktisch war dies die einzige Möglichkeit, unter schwierigsten Lebensbedingungen - jahrelanges Wohnen im Zelt, keine Elektrizität, oft wenig zu essen - öde und versumpfte Gebiete in fruchtbares Land zu verwandeln. Im Lauf der Jahrzehnte entwickelten sich die meisten Kibbuzim zu wohlhabenden Dörfern.
 
Seit dem frühen Mittelalter hatte es in Deutschland Juden gegeben, die aus religiösen Gründen "auf Alija" gingen. Ende des 19.Jahrhunderts begann eine vereinzelte Auswanderung nach Palästina aus säkular-zionistischen Gründen. Die erste größere Welle von Chaluzim (Pionieren) aus Deutschland kam nach dem Ersten Weltkrieg, vor allem aus der Jugendbewegung Blau-Weiß. Der überwiegende Teil schloß sich bestehenden Kibbuzim an. In den Kibbuzim gibt es kein Privateigentum, die Gemeinschaft ist für die Bedürfnisse ihrer Mitglieder und deren Familien verantwortlich. Leitidee der Kibbuzgemeinschaften ist die soziale Gerechtigkeit, wozu die völlige Gleichstellung von Mann und Frau gehört. Praktisch war dies die einzige Möglichkeit, unter schwierigsten Lebensbedingungen - jahrelanges Wohnen im Zelt, keine Elektrizität, oft wenig zu essen - öde und versumpfte Gebiete in fruchtbares Land zu verwandeln. Im Lauf der Jahrzehnte entwickelten sich die meisten Kibbuzim zu wohlhabenden Dörfern.
  
===Die vierte Alija===
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==Wellen der Alijas==
Die vierte Alija von 1924 bis 1927 unterschied sich in ihrer sozialen Struktur von den vorhergehenden. Sie begann Mitte des Jahres 1924 und an ihr nahmen 67.000 Einwanderer, die Hälfte von ihnen aus Polen, teil. Auf dem Höhepunkt der vierten Alija, im Jahre 1925, kamen auf 1000 Juden, die in Palästina lebten, 285 Neuankömmlinge.
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Über viele Jahrhunderte hinweg lebten immer Juden im Land Israel. Im späten 19. Jahrhundert kehrten aber besonders viele Juden nach Palästina zurück, wie das Land damals hieß. Sie wollten dem Antisemitismus entkommen und wurden von ihren zionistischen Überzeugungen geleitet. Diese frühen Einwanderer entwässerten Sümpfe, machten die Wüste fruchtbar, pflanzten neue Wälder und gründeten landwirtschaftliche Siedlungen. Sie brachten auch die hebräische Sprache wieder in den Alltag zurück.
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Die Rückkehr der Juden nach Palästina, später Israel, erfolgte in mehreren Einwanderungswellen.
  
Sie wird auch als Mittelstands-Alija bezeichnet, weil sie vor allem aus Angehörigen der Mittelklasse, Geschäftsleuten und Handwerkern bestand. Die Immigration von Pionieren kam wegen der Auswanderungsbeschränkungen der Sowjetunion praktisch zum Erliegen.
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Die erste bis fünfte Alija-Welle (1882-1939)
  
Die Einwanderungswelle war das Ergebnis von zwei Entwicklungen: Die Wirtschaftskrise in Polen und die ökonomischen Beschränkungen, die den polnischen Juden auferlegt wurden, daher auch der Name Grabski-Alija nach dem polnischen Finanzminister Wladislaw Grabski. Ein weiterer Grund war, dass die USA mit dem Immigration Act von 1924 ihre Grenzen für Masseneinwanderungen weitgehend abschotteten.
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Alija während und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1948)
  
Die meisten Neuankömmlinge, insgesamt 8 von 10 Einwanderern der vierten Alija, hielten an ihrer Lebensweise fest und ließen sich in den Städten, vor allem in Tel-Aviv, nieder. Sie investierten ihr geringes Kapital in Werkstätten und Fabriken, kleinen Hotels, Restaurants, Geschäften, vor allem aber im Baugewerbe. In der Küstenebene kam es auch zu einer bedeutenden landwirtschaftlichen Entwicklung. Neue Ansiedlungen, deren Lebensgrundlage Zitrusplantagen waren, wurden gegründet, darunter Magdiel, Herzlia, Binjamina und Netanja.
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Der Exodus – Zwischen 1945 und 1947
  
1926 stagnierte die Einwanderung durch eine ernste Wirtschaftskrise in Palästina. Von den 13.000, die 1926 angekommen waren, verließ mehr als die Hälfte wieder das Land. 1927 wanderten mehr als 5000 aus, jedoch nur 2300 wanderten ein, womit die Einwanderungswelle verebbte.
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Masseneinwanderung nach 1948
  
==Wellen der Alijas==
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Masseneinwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion – Von 1989 bis 2011
Über die Jahrhunderte gab es im Land Israel immer eine jüdische Präsenz. Doch im späten 19. Jahrhundert wuchs die Zahl der Juden, die in das Land, das damals Palästina genannt wurde, zurückkehrten, stark an. Hier suchten sie Zuflucht vor dem Antisemitismus, inspiriert durch ihre zionistische Weltanschauung. Diese frühen Pioniere legten Sümpfe trocken, eroberten die Wüste zurück, forsteten kahle Hänge auf, gründeten landwirtschaftliche Siedlungen und belebten die hebräische Sprache für den Alltagsgebrauch.
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Operation Fliegender Teppich – Im Mai 1948
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Die Operationen Mose und Josua (1984/85)
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Operation Salomo (1991)
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==Alija Dortmund==
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Dortmund Alija bezieht sich auf die Auswanderungswelle von Juden aus Dortmund nach Israel, die besonders in der Zeit des Nationalsozialismus und in den Jahren danach stattfand.
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'''Historischer Kontext''' : Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte eine bedeutende jüdische Gemeinschaft in Dortmund. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten an die Macht und den damit verbundenen Verfolgungen und Pogromen, insbesondere der Reichspogromnacht 1938, wurde das Leben für die jüdische Bevölkerung in Deutschland unerträglich.
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'''Flucht und Emigration''' : Viele Juden aus Dortmund suchten Zuflucht im Ausland. Ein bedeutender Teil von ihnen entschied sich für die Alijah nach Palästina, das spätere Israel, als sicheren Hafen. Diese Entscheidung wurde oft durch zionistische Organisationen und Bewegungen unterstützt, die aktiv die Auswanderung nach Palästina förderten.
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'''Nachkriegszeit''' : Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung des Staates Israel 1948 setzte sich die Alijah fort. Überlebende jüdische Einwohner aus Dortmund und anderen Teilen Deutschlands nutzten die Gelegenheit, nach Israel auszuwandern, wo sie sich eine neue Heimat aufbauten.
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'''Erinnerung und Gedenken''' : In Dortmund gibt es heute verschiedene Initiativen und Gedenkorte, die an die jüdische Geschichte und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung während des Holocausts erinnern. Dazu gehören Stolpersteine, die an die ehemaligen jüdischen Bewohner erinnern, sowie Veranstaltungen und Bildungsprogramme, die die Geschichte der jüdischen Gemeinde und die Bedeutung der Alija thematisieren.
  
Die Rückkehr des jüdischen Volkes nach Palästina, später nach Israel, erfolgte in Einwanderungswellen.
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'''Synagoge''' : Die große Synagoge an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße, eingeweiht 1900, war ein zentrales Symbol der jüdischen Gemeinschaft in Dortmund. Sie wurde jedoch in der Reichspogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten zerstört.
  
Die erste Alijah-Welle (1882-1903)– Diese erste Einwanderungswelle ereignete sich nach den Pogromen in Russland (1881-1882). Die Mehrheit der 35.000 Einwanderer stammte aus Osteuropa, dem russischen Zarenreich und aus den Gebieten der späteren Sowjetunion.
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Die jüdische Gemeinschaft in Dortmund war also eine wichtige und einflussreiche Gruppe, die durch die Verfolgung und den Holocaust schwer getroffen wurde, deren Geschichte und Beiträge zur Stadt jedoch bis heute gewürdigt und erinnert werden.
Die zweite Alijah-Welle (1904-1914)– In Folge der Pogrome im zaristischen Russland siedelten sich 40.000 junge Menschen mit sozialistischen Idealen in Palästina an.
 
Die dritte Alijah-Welle (1919-1923)– Ausgelöst durch die Oktoberrevolution in Russland und die Pogrome in Polen und Ungarn setzte diese Alijah die zweite Einwanderungswelle fort, die durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen wurde.
 
Die vierte Alijah-Welle (1924-1929) – Die vierte Einwanderungswelle war eine direkte Folge der anti-jüdischen Politik in Polen bei gleichzeitig beschränkten Einwanderungsquoten für die USA.
 
Die fünfte Alijah-Welle (1929-1939)– Diese Welle der Einwanderung ereignete sich nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland (1933).
 
Alijah während und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1948)– Die Anstrengungen konzentrierten sich darauf, Juden aus dem von den Nazis besetzten Europa zu retten. Der Jischuw, jüdische Partisanen und zionistische Jugendbewegungen arbeiteten zusammen, um die Organisation Beriah (Flucht) zu gründen. Sie half 200.000 Juden, Europa zu verlassen.
 
Der Exodus – Zwischen 1945 und 1947gab es 480.000 (legale und illegale) Einwanderer. 90 Prozent von ihnen kamen aus Europa.
 
Masseneinwanderung nach 1948– Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. In der israelischen Unabhängigkeitserklärung heißt es:
 

Aktuelle Version vom 24. Juni 2024, 11:11 Uhr

Allgemeines

Was ist Alija?

Die Bedeutung von Begriff "Alija" bedeutete in biblischen Zeiten ein "Hinaufgehen" ins Land Israel und zum Tempel in Jerusalem. Im modernen Sinn ist es die Einwanderung aus nationalen oder religiösen Gründen. Immer war damit der Begriff eines Hinaufgehens auf eine höhere Ebene auch des geistigen Lebens verbunden.

Geschichte

Nach der Hachschara (heißt Tauglichmachung oder Vorbereitung) kam die Alija, die Übersiedlung nach Palästina, sei es mit oder ohne religiösen Hintergrund. In beiden Fällen war es der Inbegriff der Erlösung aus der Zerstreuung unter die Völker, mit all ihren Demütigungen und Verfolgungen bis hin zur Selbstaufgabe, die von sonst keinem Volk gefordert wurde. Seit dem frühen Mittelalter hatte es in Deutschland Juden gegeben, die aus religiösen Gründen "auf Alija" gingen. Ende des 19.Jahrhunderts begann eine vereinzelte Auswanderung nach Palästina aus säkular-zionistischen Gründen. Die erste größere Welle von Chaluzim (Pionieren) aus Deutschland kam nach dem Ersten Weltkrieg, vor allem aus der Jugendbewegung Blau-Weiß. Der überwiegende Teil schloß sich bestehenden Kibbuzim an. In den Kibbuzim gibt es kein Privateigentum, die Gemeinschaft ist für die Bedürfnisse ihrer Mitglieder und deren Familien verantwortlich. Leitidee der Kibbuzgemeinschaften ist die soziale Gerechtigkeit, wozu die völlige Gleichstellung von Mann und Frau gehört. Praktisch war dies die einzige Möglichkeit, unter schwierigsten Lebensbedingungen - jahrelanges Wohnen im Zelt, keine Elektrizität, oft wenig zu essen - öde und versumpfte Gebiete in fruchtbares Land zu verwandeln. Im Lauf der Jahrzehnte entwickelten sich die meisten Kibbuzim zu wohlhabenden Dörfern.

Wellen der Alijas

Über viele Jahrhunderte hinweg lebten immer Juden im Land Israel. Im späten 19. Jahrhundert kehrten aber besonders viele Juden nach Palästina zurück, wie das Land damals hieß. Sie wollten dem Antisemitismus entkommen und wurden von ihren zionistischen Überzeugungen geleitet. Diese frühen Einwanderer entwässerten Sümpfe, machten die Wüste fruchtbar, pflanzten neue Wälder und gründeten landwirtschaftliche Siedlungen. Sie brachten auch die hebräische Sprache wieder in den Alltag zurück.

Die Rückkehr der Juden nach Palästina, später Israel, erfolgte in mehreren Einwanderungswellen.

Die erste bis fünfte Alija-Welle (1882-1939)

Alija während und nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1948)

Der Exodus – Zwischen 1945 und 1947

Masseneinwanderung nach 1948

Masseneinwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion – Von 1989 bis 2011

Operation Fliegender Teppich – Im Mai 1948

Die Operationen Mose und Josua (1984/85)

Operation Salomo (1991)

Alija Dortmund

Dortmund Alija bezieht sich auf die Auswanderungswelle von Juden aus Dortmund nach Israel, die besonders in der Zeit des Nationalsozialismus und in den Jahren danach stattfand.

Historischer Kontext : Vor dem Zweiten Weltkrieg lebte eine bedeutende jüdische Gemeinschaft in Dortmund. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten an die Macht und den damit verbundenen Verfolgungen und Pogromen, insbesondere der Reichspogromnacht 1938, wurde das Leben für die jüdische Bevölkerung in Deutschland unerträglich.

Flucht und Emigration : Viele Juden aus Dortmund suchten Zuflucht im Ausland. Ein bedeutender Teil von ihnen entschied sich für die Alijah nach Palästina, das spätere Israel, als sicheren Hafen. Diese Entscheidung wurde oft durch zionistische Organisationen und Bewegungen unterstützt, die aktiv die Auswanderung nach Palästina förderten.

Nachkriegszeit : Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung des Staates Israel 1948 setzte sich die Alijah fort. Überlebende jüdische Einwohner aus Dortmund und anderen Teilen Deutschlands nutzten die Gelegenheit, nach Israel auszuwandern, wo sie sich eine neue Heimat aufbauten.

Erinnerung und Gedenken : In Dortmund gibt es heute verschiedene Initiativen und Gedenkorte, die an die jüdische Geschichte und das Schicksal der jüdischen Bevölkerung während des Holocausts erinnern. Dazu gehören Stolpersteine, die an die ehemaligen jüdischen Bewohner erinnern, sowie Veranstaltungen und Bildungsprogramme, die die Geschichte der jüdischen Gemeinde und die Bedeutung der Alija thematisieren.

Synagoge : Die große Synagoge an der Prinz-Friedrich-Karl-Straße, eingeweiht 1900, war ein zentrales Symbol der jüdischen Gemeinschaft in Dortmund. Sie wurde jedoch in der Reichspogromnacht 1938 von den Nationalsozialisten zerstört.

Die jüdische Gemeinschaft in Dortmund war also eine wichtige und einflussreiche Gruppe, die durch die Verfolgung und den Holocaust schwer getroffen wurde, deren Geschichte und Beiträge zur Stadt jedoch bis heute gewürdigt und erinnert werden.