Liesel Neugarten (PRIM)

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Informationen zu den Quellen

Die gelb hinterlegten Quellen sind fiktive, also nachgestellte Quellen. Bei den weiß hinterlegten Quellen handelt es sich um historische, also echte Quellen.

Friedas Leben

Frieda Stern wurde am 9. Dezember 1868 in Levern, Nordrhein-Westfalen, geboren. Ihre Eltern hießen Henriette und Simon Horwitz, und sie hatte eine Schwester namens Emilie. In ihrer Stadt gab es eine kleine Gruppe von 50 jüdischen Menschen. Sie hatten eine Synagoge, die in den 1870er Jahren gebaut wurde. Frieda ging wahrscheinlich in die jüdische Schule dort.

Vor dem Krieg lebte Frieda mit ihrem Mann Max und ihren beiden Töchtern Grete und Hanna in Dortmund. Sie hatten ein Geschäft für Männerkleidung in der Rheinischen Straße 29. Nachdem Hanna geheiratet hatte, zog auch ihr Ehemann Max dort ein.

Ab dem 1. April 1933 begannen die Nazis, jüdische Geschäfte zu boykottieren. Sie riefen dazu auf, nicht bei Juden zu kaufen. Obwohl viele Menschen weiterhin bei jüdischen Geschäften einkauften, unterstützten sie die jüdischen Ladenbesitzer nicht aktiv. Die Nazis wollten, dass jüdische Geschäfte schließen oder billig verkauft werden. Das traf viele jüdische Menschen, weil viele von ihnen im Handel arbeiteten. Bis Mitte 1938 mussten 70 Prozent der jüdischen Ladenbesitzer ihre Geschäfte aufgeben.

Im Mai 1938, als Frieda 69 Jahre alt war, versuchte sie mit der Familie ihrer Tochter Johanna, in die USA zu ziehen. Ihr Schwiegersohn Max Neugarten schrieb einen Brief an das National Council of Jewish Women und bat um Hilfe für ihre Flucht. Sie brauchten besonders ein "Affidavit", eine Art Bürgschaftserklärung von Verwandten, um in die USA einreisen zu können.

Frieda Stern und ihre Familie versuchten, in die USA zu ziehen. Sie suchten Hilfe von Verwandten in Chicago und El Paso. Ihre Schwester Emilie war krank und konnte wahrscheinlich nicht helfen, aber ihr Cousin Edwin war bereit, für sie zu bürgen. Trotzdem konnten sie nicht aus Deutschland fliehen. Es gab viele Probleme, wie die überlastete Regierung in den USA und hohe Steuern, die die Nazis von jüdischen Menschen verlangten, die das Land verlassen wollten.

Kriegszeit

Im Jahr 1942 musste Frieda Stern mit ihrer Familie in ein "Judenhaus" in der Steinstraße 14 in Dortmund ziehen. Ihr Mann Max war schon gestorben und ihre Schwester Emilie war nach Hamburg gezogen.

In der Zeit der Nazis wurden Judenhäuser genutzt, um viele jüdische Familien und Einzelpersonen aus ihren eigenen Häusern zu holen und sie zusammen in einem Haus zu stecken. Die Bedingungen dort waren sehr schlecht, weil viele Menschen auf wenig Platz untergebracht wurden. Diese Häuser waren markiert mit einem gelben Stern und durften nicht abgeschlossen werden, damit die Geheime Staatspolizei jederzeit hineingehen konnte. Die Leute sollten dadurch überwacht werden. Die Nazis wollten den Raum für jüdische Menschen begrenzen und mehr Platz für die deutschen Leute schaffen. So wurden jüdische Gemeinschaften zerstört und die Diskriminierung wurde verstärkt.

Das Haus in der Steinstraße war ganz in der Nähe des Bahnhofs und eines Ortes namens "Zur Börse", wo Leute für Deportationen zusammengebracht wurden. Dort gab es einen großen Saal und das war praktisch für die Nazis, um viele Menschen an einem Ort zu versammeln, bevor sie sie fortbrachten. Sie benutzten auch die umliegenden Gebäude und den Viehmarkt für ihre grausamen Pläne.

Die unterschiedlichen Farben bei den Bildern und Texten stehen für die historischen und fiktiven Quellen.
Ein gelb hinterlegter Hintergrund steht für eine fiktive oder nachgeschöpfte Quelle.
Ein weiß hinterlegter Hintergrund steht für eine historische Quelle.
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Liesel Neugarten wurde als Tochter von Max Neugarten und Johanna Neugarten geb. Stern am 25. Dezember 1933 geboren. Ihre Familie gehörte der jüdischen Gemeinde an und ihre Eltern waren Kaufleute. Liesel war gerade ein Jahr alt, da hatte die Verfolgung jüdischer Familien bereits begonnen und ihre Geschäfte wurden angegriffen. Von Jahr zu Jahr wurde die Lage ernster.

In der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der die Nationalsozialisten sehr gewaltsam gegen jüdische Mitbürger vorgingen, wurde beispielsweise in der Rheinischen Straße 58 das jüdische Textilgeschäft „Isenberg“ vollkommen ausgeräumt und verwüstet. Liesel war zu diesem Zeitpunkt fast fünf Jahre alt. Ihr Leben bestand aus Verboten, so durfte sie z.B. nicht im Park spielen oder Fahrrad fahren. 1942 dauerte der Zweite Weltkrieg schon drei Jahre. Ihre Familie wurde nun dazu gezwungen, mit vielen anderen jüdischen Mitbürgern in ein „Judenhaus“ in der Steinstraße, in der Nähe des Dortmunder Hauptbahnhofs, zu ziehen; heute ist dort das CineStar Kino.

Am Samstag, dem 27. Februar 1943, wurde Liesels Vater festgenommen. Die gesamte Familie musste sich daraufhin am folgenden Tag in Dortmund-Brackel am Hellweg in einer Sammelstelle für Juden einfinden. Am 1. März wurden Liesel und ihre Eltern, gemeinsam mit vielen anderen Familien, von dort aus zum Ostentor gebracht und mussten am Südbahnhof in einen Viehwaggon steigen: Ziel der Fahrt war das Konzentrationslager Auschwitz, ein Arbeits- und Tötungslager.

Der genaue Tag ist nicht bekannt, aber man geht davon aus, dass es höchstwahrscheinlich der 3. März 1943 war, an dem Liesel und ihre Mutter von den Nationalsozialisten als „nicht-arbeitsfähig“ eingestuft und deshalb getötet wurden.

Liesel Neugarten ist nur 9 Jahre alt geworden.